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Update

Vier Tote in Gatow: Familiendrama: Vater soll Frau und Söhne erstickt haben

Nach dem Familiendrama mit vier Toten hat die Polizei einen Abschiedsbrief gefunden: Dort beschreibt der 69-jährige Familienvater chronologisch die Tötung seiner Frau und der beiden Söhne. Ein drittes Kind hatte er zuvor zu einer Babyklappe gebracht - es lebt.

Nachdem am Dienstagabend in einem Haus in der Straße Alt-Gatow vier Tote entdeckt wurden, haben die Ermittler der Mordkommission mittlerweile weitere Erkenntnisse. So wurde nach Tagesspiegel-Informationen ein Abschiedsbrief gefunden, aus dem hervorgeht, dass der 69-jährige Familienvater Kristian B. seine 28 Jahre alte Ehefrau und die beiden Söhne - drei und sechs Jahre - umgebracht hat. Ein weiteres Kind - ein Mädchen, das übermorgen ein Jahr alt wird - habe er nach den Taten zur Babyklappe ins Waldkrankenhaus Spandau gebracht, sagte ein Ermittler. "Das Baby lebt", hieß es. Somit hatte der Mann sich nicht unmittelbar nach den Taten das Leben genommen, sondern noch einige Zeit vergehen lassen. In dem Brief hatte Kristian B., der als Wirtschaftberater tätig war, nach Tagesspiegel-Informationen die Tötungen seiner Ehefrau und der beiden Söhne "chronologisch aufgelistet". Zuerst brachte er seine Frau, dann die beiden Jungen um. Er soll sie erstickt haben. Später richtete er sich dann selbst. Details dazu sind nicht bekannt. Eine Obduktion soll die genaue Todesursache klären.

Bereits am Dienstagabend hatte die Polizei Ermittlungsansätze, wonach hohe Schulden das Motiv der Familientragödie gewesen sein sollen. Dazu habe der Mann nach ersten Erkenntnissen in dem Abschiedsbrief kaum Angaben gemacht. Seine 28-jährige Ehefrau soll als Sekretärin bei ihm tätig gewesen sein.

Das zweigeschossige Haus, in der sich das Drama abspielte, liegt in einer gutbürgerlichen Gegend. Nach Polizeiangaben waren Nachbarn misstrauisch geworden, da ihnen die Situation um das Haus irgendwie seltsam vorkam. Ein Fenster hatte lange Zeit offen gestanden, was wohl ungewöhnlich war. Am Dienstag gegen 20.15 Uhr alarmierten die Nachbarn die Feuerwehr, deren Beamte in die Wohnung eindrangen  und die vier Toten fanden.

„Es gibt keine Hinweise, dass die Frau die Tötung gewollt hat“, betonte Redlich.

Im Video: Familiendrama in Gatow

Die Nachbarn berichten, dass die gesamte Familie am Sonnabend nachmittags noch auf der Gemeinschaftswiese gesehen wurde. "Es gab eine Einschulungsparty für den sechsjährigen Sohn", erzählt ein Anwohner. Rund 24 Stunden später, am Sonntagnachmittag soll Kristian B. auf einem Stuhl am ganz nahe gelegenen Havelufer "apathisch gesessen und ein Bier getrunken" haben. Aufgefallen war den Nachbarn dann auch, dass der Mercedes der Familie weiterhin links vom Eingang des Hauses stand und nicht mehr bewegt worden war. Stutzig sei auch ein Nachbar geworden, der den Autoschlüssel des Mercedes' der Familie in seinem Briefkasten vorgefunden hatte. Das Partygeschirr lag noch in Kisten im hinteren Teil des Wagens. "Hier in der Gegend achtet man auf die anderen, alle Fremden oder etwas Merkwürdiges fällt auf", beschreibt ein Anwohner.

Die Bewohner erzählten, dass die Häuser derzeit noch von einer Grundstücksverwaltungsgesellschaft vermietet werden. Doch die Häuser sollen in Eigentum umgewandelt und verkauft werden. Die Rede ist von rund 300.000 Euro für etwa 100 Quadratmeter Wohnfläche. Ob dies mit ein Grund dafür war, dass sich Kristian B. für die grausamen Taten entschied, ist noch unklar. Doch Nachbarn berichten von Gerüchten, wonach Kristian B. lautstark in seinem Büroraum im Keller des Hauses mit jemandem über die Details zur Eigentumsumwandlung gestritten haben soll.

Das Motiv waren offenbar hohe Schulden

Offenbar war der Mann hoch verschuldet. Angeblich soll er sich als Immobilienmakler für die ehemaligen amerikanischen Militärwohnungen in Zehlendorf versucht haben und dabei gescheitert sein, erzählten Anwohner. Ihnen soll er berichtet haben, dass er sich seine teure Wohnung in Gatow am Wasser nicht mehr leisten könne und mit seiner Familie kurz vor dem Umzug in eine andere Wohnung war. Die Mordkommission, die am Mittwochvormittag den Mercedes der Familie öffnete, fand darin Kartons mit persönlichen Sachen.

"Seinen Kindern hat er sogar einen idyllischen Spielplatz mit Trampolin am Ufer gebaut", beschreibt ein Nachbar. Offenbar konnte Krisitan B. nicht ertragen, diese Idylle zu verlassen, hieß es. Doch diesen persönlichen Frust musste nun nahezu die gesamte Familie mit dem Tod bezahlen.

Bilder vom Tatort in Gatow:

Die Mordkommission rückte zum Tatort aus, ebenso die Spurensicherung und die Gerichtsmedizin. Experten fotografierten mit spezieller Lasertechnik die Räume der Etagenwohnung, um später daraus 3-D-Modelle erstellen zu können. Auch sollten Fingerabdrücke und mögliche DNA-Spuren gesichert werden.

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Familiendramen bundesweit die Öffentlichkeit schockiert. Insgesamt wurden dabei in Nordrhein-Westfalen in diesem Monat schon sieben Kinder getötet. Erst am Montag waren in Neuss eine Mutter und ihre beiden Kinder tot aufgefunden worden. Der als gewalttätig bekannte Vater soll sie erschossen haben. (mit dpa)

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