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Vor Gericht: Prozess um Mord an siebenfachem Vater

Es waren DNA-Spuren, die die Ermittler auf die Fährte des mutmaßlichen Mörders brachten. In den Niederlanden konnte der 42-Jährige Mann festgenommen werden, der im April vorigen Jahres den Wirt eines Döner-Imbisses in Wedding erchossen haben soll. Jetzt hat der Prozess um den Tod des siebenfachen Vaters begonnen.

Einer der letzten Gäste zog plötzlich eine Waffe. Dabei hatte er sich noch kurz zuvor mit dem Wirt des Dönerladens „Grillhaus Rehberge“ an der Müllerstraße unterhalten. Alles schien friedlich. „Ich dachte erst an Platzpatronen“, sagte gestern ein Augenzeuge. Der Täter feuerte zwei Schüsse ab. Wirt Müslüm B., Vater von sieben Kindern, sank zu Boden. Er erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Es soll der 42-jährige Mirsad M. gewesen sein, der eiskalt abdrückte. Wegen 500 Euro. Seit Donnerstag steht wegen einer Mordanklage vor Gericht.

Der gebürtige Serbe Mirsad M. saß den Ermittlungen zufolge am 8. April letzten Jahres mit einem holländischen Begleiter in dem Weddinger Imbiss. Sie sollen kurz zuvor von Alkmaar in den Niederlanden, wo M. lebte, gekommen sein. Die Männer aßen und tranken, bis sich der Holländer müde in sein Auto setzte. Gegen 2.40 Uhr soll Mirsad M. auf den Döner-Wirt zugegangen sein. „Der Angeklagte hatte nach unseren Erkenntnissen einem Sohn des Wirtes zuvor Waffen angeboten“, sagte der Staatsanwalt. Wie bereits sein Sohn soll auch Müslüm B. das kriminelle Geschäft strikt abgelehnt haben. Mirsad M. verlangte laut Anklage 500 Euro für eine scharfe Waffe. Aus Wut und Verärgerung darüber, dass der Wirt ihm die geforderte Summe nicht gab, habe er den 46-jährigen Müslüm B. erschossen. Knapp drei Wochen nach der Tat war er in den Niederlanden festgenommen worden. Schweigend saß der hagere Mann mit Oberlippenbart und kurzen Haaren nun auf der Anklagebank. Er hatte auch im Ermittlungsverfahren die Aussage verweigert. M. halte sich für die verfolgte Unschuld, erklärte der Staatsanwalt am Rande des Prozesses. Aufgrund von DNA-Spuren und Fingerabdrücken an einer Flasche, die auf dem Tresen stand, „können wir beweisen, dass er am Tatort gewesen sein muss“. Von der Tatwaffe allerdings fehlt bis heute jede Spur.

„Der Mann war zunächst mit dem Wirt in den hinteren Bereich des Lokals gegangen“, erinnerte sich der damalige Imbiss-Gast. Von einer angespannten Atmosphäre sei nichts zu spüren gewesen. Als der Wirt kurz darauf wieder hinter dem Tresen stand, habe der Täter eine Waffe gezogen. „Er könnte es sein. Ich möchte fast sagen, er war es“, sagte der Zeuge mit Blick auf den Angeklagten.

Mirsad M. soll nach den Schüssen in das Auto seines Begleiters geflüchtet sein. In einem Rutsch seien sie nach Holland gefahren. Dort gab es bereits mehrere Verfahren gegen ihn. Auch bei seiner Festnahme war M. bewaffnet. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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