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Vorwurf Steuerhinterziehung: Anti-Terror-Einheit gegen Tabakschmuggler

Mit einer Razzia in Berlin sind die Behörden einem Verdacht auf Steuervergehen nachgegangen. Auch eine Anti-Terror-Spezialeinheit war im Einsatz. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

Im Morgengrauen gehen vermummte Elitepolizisten in Stellung. Gut koordiniert stürmen die Männer der Anti-Terror-Einheit GSG 9 am Dienstag 14 Wohnungen, Geschäftsräume und Cafés in Spandau, Charlottenburg und Neukölln. Auch in Bayern schlagen Beamte zu. Zollfahnder haben monatelang ermittelt, die Staatsanwaltschaft Regensburg hat nun den Auftrag zur Großrazzia gegeben. Im Visier der Fahnder sind Verkäufer von Wasserpfeifentabak, denen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen wird. Die Beamten beschlagnahmen am Dienstag kistenweise Papiere, verpackten Tabak, am Ende gibt es zwei Festnahmen. "Es besteht der Verdacht, dass systematisch tonnenweise Tabak ins Land geschmuggelt worden ist", sagte Zoll-Sprecher Christian Schüttenkopf.

Nach Tagesspiegel-Informationen ist der Tabak aus Jordanien und Ägypten an Nordseehäfen geliefert worden. Dort könne aus Personalgründen nicht jeder Container komplett durchsucht werden, berichteten Fahnder. In Berlin sollen die Verdächtigen dann koordiniert haben, wohin der Tabak unversteuert verkauft werde. Besonders einen Lebensmittelhandel in der Neuköllner Hobrechtstraße hatten die Fahnder im Blick. Das Geschäft, in dem auch Wasserpfeifen gelagert werden, durchsuchten sie am Dienstag für mehrere Stunden. Vor allem in Bayern tauchte jener Tabak zuletzt massenhaft in Shisha-Bars auf. In den bei einem breiten Publikum beliebten Shishas - arabischen Wasserpfeifen - wird meist Tabak mit Fruchtaromen geraucht.

Die festgenommenen Verdächtigen sind nach Tagesspiegel-Informationen 22 und 28 Jahre alt. Sie sollen einer deutsch-libanesischen Familie angehören. "Das ist eine der typischen Großfamilien in der Stadt, aber keine, die bisher besonders auffällig war", sagte ein Kenner. Einigen arabischen Clans aus dem Libanon und dem Süden der Türkei wird nachgesagt, dass sie im Rotlichtmilieu der Stadt aktiv seien. Männer aus deren Umfeld sollen als Türsteher in Diskos arbeiten, auch weil sie so kontrollieren könnten, welche Geschäfte in den Läden stattfinden. Ermittler sprechen von Drogenhandel und Schutzgeld.

Bei der am Dienstag betroffenen Familie sind Zöllnern zufolge weder Drogen noch Waffen gefunden worden. Es habe bei der Razzia auch keinen Widerstand gegeben. Ein 16-jähriger Junge der Familie berichtete, dass sich etwa fünf schwerbewaffnete Polizisten auf ihn gestürzt hatten. Angehörige und Bekannte der zwei Verdächtigen kamen zur Personalienüberprüfung in Gewahrsam. Anders als gemeinhin angenommen, wird die GSG 9 nicht nur bei Mafiosi oder Terroristen gerufen. Die Einheit kommt zum Einsatz, wenn eine Bundesbehörde wie der Zoll die Hilfe von Spezialkräften brauchen könnte. Sollten sich hingegen Berliner Polizisten bei einem Einsatz in der Stadt gegen potenziell bewaffnete Verdächtige absichern wollen, wird das Spezialeinsatzkommando des Landes geholt.

Bayerische Zollfahnder hatten bereits 2009 rund 58 Tonnen geschmuggelten Wasserpfeifentabaks gefunden. Ein Kenner sagte: "Cafés mit Shishas sind in jeder halbwegs großen Stadt seit Jahren rappelvoll, kein Wunder, dass man bei solchen Umsätzen viel Steuern zahlen muss, die man am liebsten sparen würde."

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