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Auch sehr gefährlich: illegale Böller aus Polen.

© dpa

Update

Warnung: Feuerwehr befürchtet mehr Brände durch Raketen

Die EU erlaubt jetzt mehr Sprengkraft, die aber auch die Gefahr von Querschlägern erhöht. Die Polizei stellte Munition sicher. Die Feuerwehr mahnt zu Vorsicht am Silvesterabend - auch per Video.

Feuerwehr und Polizei warnen vor dem neuen Silvesterfeuerwerk, das seit Donnerstag erstmals in Deutschland verkauft werden darf. Durch eine Gesetzesänderung der EU dürfen in sogenannten Batterien nun 500 Gramm Schwarzpulver enthalten sein, bislang waren 200 Gramm erlaubt. Aber nicht nur die mehr als verdoppelte Menge Sprengstoff macht Experten Sorge. Künftig darf das Feuerwerk auch leicht schräg – im 30-Grad-Winkel – abgefeuert werden. Bislang mussten die Raketen aus Batterien senkrecht starten. Landesbranddirektor Wilfried Gräfling sagte am Donnerstag, es bestehe die Gefahr, dass die Geschosse vor allem in engen Berliner Straßen in Fenster und auf Balkone fliegen und dann Brände auslösen. Auch Polizeidirektor Thomas Dublies nannte die „Gefahr durch Querschläger recht hoch“. Sorge macht den Sicherheitsbehörden, dass die Batterien sich in Bäumen verfangen und dann ihre Schussrichtung ändern. Gräfling sagte, dass die Batterien in engen Straßen genau in der Mitte der Fahrbahn platziert werden müssten, damit zu beiden Seiten ein ausreichender Sicherheitsabstand zu den Hauswänden gewährleistet ist. Der Feuerwehrchef befürchtet jedoch, dass viele Menschen sich die Bedienungsanleitungen nicht durchlesen und die Geschosse auf Gehwegen angezündet werden.

Die Feuerwehr zeigte gestern auch Super-Batterien in der Größe eines kleinen Umzugskartons mit insgesamt 2000 Gramm Sprengstoff. Auch diese dürfen verkauft werden, durch einen Trick der Hersteller. In der großen Kiste sind vier Batterien à 500 Gramm, die aber durch Zündschnüre verbunden sind. Gezündet werden darf das nur von Profi-Feuerwerkern. Der Laie muss vorher die Zündschnüre durchschneiden – wenn er die Anleitung gelesen und verstanden hat.

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Gräfling kritisierte gestern die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM), die auch solchen Mega-Geschossen ihr Prüfsiegel erteilt hat. Der Feuerwehrchef bezweifelte auch die Testbedingungen der BAM. Die pyrotechnischen Produkte würden unter Idealbedingungen geprüft. Mit der Realität in der meist feuchtfröhlichen Silvesternacht hätte das wenig zu tun. „Ich glaube, dass viele Leute nicht wissen, was sie da Neues gekauft haben“, sagte Gräfling.

Die EU begründete 2007 ihr neues Gesetz damit, dass unterschiedliche Vorschriften in den Mitgliedstaaten zum „Inverkehrbringen von pyrotechnischen Gegenständen“ vereinheitlicht werden sollen, um „Handelshemmnisse“ zu beseitigen. Da Deutschland strenge Regeln hatte und zum Beispiel Spanien und Portugal weit weniger restriktive, wurde ein Kompromiss geschlossen. So entstand der Grenzwert von 500 Gramm quasi als Mittelwert der bisher erlaubten Mengen.

Verkauft wird Feuerwerk immer häufiger im Internet, darunter auch illegale Munition. Die Polizei stellte am Mittwoch bei einer Durchsuchung einer Lagerhalle in der Lise-Meitner-Straße in Charlottenburg 60 000 Schuss Vogelschreckmunition sicher, die per Internet verkauft werden sollten. Normalerweise wird diese Munition von Jägern oder Obstbauern verwendet, die einen Waffenschein dafür haben müssen. In den vergangenen Silvesternächten waren mehrfach Menschen durch diese Munition verletzt worden.

Die Feuerwehr verdoppelt zum Jahreswechsel das Personal auf 1250 Mann. 328 Fahrzeuge werden im Einsatz sein. Die Polizei schickt 227 Streifenwagen in den Dienst, 57 mehr als sonst. Die Vivantes-Kliniken erwarten die gleiche Zahl Verletzte wie vor einem Jahr. Damals mussten 500 zusätzliche Verletzte behandelt werden, 84 davon wurden durch Feuerwerk verletzt. Innensenator Frank Henkel (CDU) teilte am Donnerstag mit, dass er in der Silvesternacht Dienststellen von Feuerwehr und Polizei besuchen wird, um den Beamten zu danken.

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