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Wiederholungstäter Uwe K.: Polizei: Die Eltern des Opfers waren gewarnt

Im Fall des offenbar rückfällig gewordenen Sexualstraftäters Uwe K. erheben die Ermittler schwere Vorwürfe. Die Eltern hätten einen eindringlichen Warnhinweis nicht befolgt.

Kindern und Spielplätzen durfte sich Uwe K. nicht nähern, 20 Mal sprachen Polizisten ihn direkt an, 32 Tage wurde er intensiv observiert – trotzdem konnte der Sexualstraftäter offenbar erneut zuschlagen. Je mehr Details über den Fall des Kinderschänders bekannt werden, desto stärker geraten Polizei und Justiz in die Kritik. Die Ermittler hingegen haben gestern schwere Vorwürfe gegen die Eltern des elfjährigen Mädchens erhoben, das K. vergewaltigt haben soll. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Polizei die Eltern des Opfers vor Uwe K. gewarnt. Sie hätten den eindringlichen Warnhinweis jedoch nicht befolgt.

Die Polizei befürchtet noch weitere Opfer in der Nachbarschaft. Das „schwierige soziale Milieu“ könnte dazu beigetragen haben, dass die Warnungen ignoriert wurden, hieß es. Am Montag will sich der Innenausschuss mit dem Fall befassen. Polizeipräsident Dieter Glietsch soll zu den Geschehnissen befragt werden. Im Rechtsausschuss soll am Donnerstag außerdem Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) zum Thema befragt werden.

Die Nachbarn von Uwe K. reagieren geschockt, aber nicht überrascht. „Das ist der Kinderschänder. Der saß hier im Sommer immer mit zwei Frauen auf der Bank, hat mit den Kindern gespielt und sie beim Schaukeln angeschubst“, sagt Kevin. Der Junge ist elf Jahre alt und spielt oft auf dem Spielplatz zwischen den zwei zehngeschossigen Sozialbauten im Falkenhagener Feld am westlichen Rand von Spandau. Von hier aus fällt der Blick auf grauen Beton und bunte Balkone. Viele Fenster sind verhangen. Ein sozialer Brennpunkt.

Bis nach Falkensee im Havelland ist es nicht weit. Dort hatte Uwe K. zwischen 1992 und 1995 neun Mädchen vergewaltigt und saß dafür elf Jahre in Brandenburg im Gefängnis. 2007 kam er frei, obwohl er als gefährlich eingestuft wurde. Wenige Kilometer vom damaligen Tatort hat sich K. dann hier niedergelassen, mit Blick auf den Spielplatz. In seiner Wohnung soll er wenige Monate später ein elfjähriges Kind vergewaltigt haben. Gleich nach seinem Umzug nach Spandau im Dezember 2007 suchte K. nach Polizeiangaben Kontakt zu einer Familie mit zwei minderjährigen Mädchen. Daraufhin seien die Betroffenen gewarnt und eine erste längerfristige Überwachung von K. angeordnet worden.

Schon im Februar 2008 soll es zur ersten versuchten Rückfalltat in einer Wohnung gekommen sein. Im Sommer hat K. dann vermutlich das Mädchen in seine Wohnung gelockt und vergewaltigt. Da das Kind sich erst mehr als ein Jahr nach der Tat einer Bekannten anvertraute, konnte K. erst am 3. Dezember letzten Jahres festgenommen werden. Gegen ihn läuft jetzt ein Verfahren wegen schweren sexuellen Missbrauchs in Tateinheit mit Vergewaltigung.

Um Rückfälle von entlassenen Sexualstraftätern zu verhindern, werden in der JVA Tegel Gewalt- und Sexualstraftäter in Therapien auf die Freilassung vorbereitet. „Die Behandlung von Gewalt- und Sexualstraftätern lohnt sich“, sagt der Leiter der Einrichtung, Albrecht Zierep. Zwar könne die sexuelle Orientierung durch die Therapie kaum verändert werden, die Häftlinge könnten aber lernen, ihr Verhalten besser zu steuern. Behandelte Täter seien nach der Entlassung „deutlich seltener rückfällig als Inhaftierte, die eine solche Behandlung nicht durchlaufen haben“, sagt auch Justizsenatorin von der Aue. Uwe K. hatte in seiner Haftzeit in der JVA Brandenburg eine Therapie allerdings verweigert. „Die Erfahrung zeigt, dass eine Therapie nichts bringt, wenn der Straftäter sich weigert“, sagte ein Sprecher des Justizministeriums.

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