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Zwanzig Jugendliche vor Gericht: Tod eines 17-Jährigen bei Massenschlägerei

Zwanzig Jugendliche stehen wegen einer Massenschlägerei mit tödlichem Ausgang vor Gericht. Der Hauptangeklagte ist erst 15. Er soll einen 17-jährigen erstochen haben.

Eng wurde es im großen Saal. Doch ruhig und nach Plan füllten sich die Reihen der Angeklagten: auf der einen Seite die Gruppe „Tegel-Süd“, auf der anderen die Gruppe „Märkisches Viertel“. Sie gelten als rivalisierend. Eine Feindschaft, die unbegründet scheint. Im Streit um einen Schneeballwurf trafen sie sich zu einer Prügelei. Gemeinsam sitzen neun aus der einen und elf aus der anderen Clique nun vor einer Jugendstrafkammer. Es geht um die Massenschlägerei vor fünf Monaten am U-Bahnhof Wittenau, bei der Cavit H., 17 Jahre alt, erstochen wurde.

Sie sind Schüler oder Auszubildende, 15 bis 21 Jahre alt, viele wirken aber noch eher kindlich. 19 von ihnen sind frei. Doch Maik R. (Name geändert), ein 15-Jähriger in einem weißen Hemd, wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Er ist der Hauptangeklagte. Ihm wird Totschlag vorgeworfen, den anderen lediglich Beteiligung an einer Schlägerei. Die Anklage geht von einem „zielgerichteten Stich in die rechte Brusthälfte“ aus. Cavit H. konnte trotz schneller notärztlicher Hilfe nicht mehr gerettet werden.

Der Schneeball flog den Ermittlungen zufolge durch ein angekipptes Fenster eines Linienbusses und traf Jugendliche vom Märkischen Viertel, die auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt waren. Am Nachmittag des 11. Dezember kam es zu einer Rangelei, die ein Passant durch energisches Auftreten beenden konnte. Gegen 21.15 Uhr stießen die Gruppen laut Anklage erneut aufeinander, um „die Angelegenheit endgültig zu klären“.

Baseballschläger, Schreckschusswaffen und Messer waren im Spiel. Eine brutale Schlägerei begann. Mehrere der Angeklagten erlitten leichtere Blessuren. Am Eingang des U-Bahnhofes soll Maik R. von „Tegel Süd“ auf Cavit H. aus der Gruppe „Märkisches Viertel“ losgegangen sein. Als der 17-jährige H. blutend auf die Fliesen stürzte, machten sich die meisten der Jugendlichen aus dem Staub. Es blieb der jüngerer Bruder des Opfers. Der 16-Jährige sitzt nun mit auf der Anklagebank.

Der Staatsanwalt geht von einer „Exzesstat im Rahmen einer Schlägerei“ aus. Er könne aber nicht sagen, warum es zu der Eskalation kam. Gruppendynamische Prozesse könnten eine Rolle gespielt haben. Die beiden Gruppen, die sich dem jeweiligen Kiez zugehörig fühlen, seien ansonsten nicht durch kriminelles Verhalten aufgefallen. Aufgrund des jugendlichen Alters der Angeklagten läuft der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein Angeklagter soll zugegeben haben, dass er am U-Bahnhof war, die anderen schwiegen zunächst. 

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