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Berlin: Polizei sprengt Bombe auf dem Flughafen Tegel

Linienverkehr war nur kurz unterbrochen Wohnsiedlung vorübergehend geräumt

Der gesamte Flugverkehr in Tegel stand gestern ab 15 Uhr für eine Viertelstunde still. Zuvor war die an den Flughafen grenzende Wohnsiedlung „Cité Pasteur“ geräumt worden. Ebenso die Autobahn 111 sowie ein Teil der UBahn-Linie 6: Der Grund war die Sprengung einer US-amerikanischen 500-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gefunden wurde. Um 15.10 Uhr hatten Experten des Landeskriminalamtes (LKA) die Bombe „kontrolliert gesprengt“.

Dieses spezielle Verfahren nennt sich „Low Order“-Technik. Dabei wird der Mantel der Bombe aufgesprengt und gleichzeitig der Zünder abgesprengt. So zerfalle die Bombe und könne von sich aus nicht mehr explodieren, sagte ein Polizeisprecher.

„Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei, bitte räumen Sie umgehend Ihre Wohnungen!“, tönte es kurz vor 14 Uhr aus den Lautsprechern in der Wohnsiedlung rund um die Seidelstraße. Die Mehrfamilienhäuser lagen noch im Sperrradius um die Fliegerbombe, der 500 Meter betrug. „Wir haben die Durchsagen gehört, schnell die wichtigsten Sachen geschnappt und sind rausgegangen, ohne zu wissen, was los ist“, berichtet Hillu Meinhold aus der Rue du Capitain Jean Maridor. In der Seidelstraße hatte die BVG Busse bereitgestellt, um die Bewohner der evakuierten Häuser zum Rathaus Reinickendorf zu fahren. Eine ältere Frau, die zu Hause an einem Sauerstoffgerät angeschlossen war, wurde mit einem Krankenwagen in eine Klinik gebracht.

Große Auswirkungen auf den Flugverkehr hatte die kurzfristige Stilllegung nach Auskunft von Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner nicht. Lediglich vier Flüge konnten nur mit rund zehn Minuten Verspätung starten. Eine Maschine kreiste für einige Minuten in der Luft, da sie nicht landen durfte.

Bei der BVG war man froh, dass die Sprengung nicht in die Zeit des Hauptberufsverkehrs fiel. Zwischen 14.32 und 15.15 Uhr fuhren auf der U6 zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Borsig-Werke keine Züge. „Wir hatten nicht eine einzige Beschwerde“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Die Polizei hatte zwischen 14.20 und 15.10 Uhr für den Autoverkehr das anliegende Wohngebiet, die Scharnweberstraße zwischen Antonien- und Bernauer Straße sowie das Stadtautobahnteilstück zwischen Seidelstraße und Kurt-Schumacher-Damm gesperrt. Auch hier habe es keine größeren Staus gegeben, teilte die Polizei mit.

Für die Nato-Verteidigungsminister, die von Dienstag bis Mittwoch in Berlin tagten, habe es nur „geringfügige Verzögerungen bei einigen Delegationen“ beim Abflug am Mittwochnachmittag gegeben, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte am Rande einer Pressekonferenz an, dass er „for funny reasons“ die Stadt früher, also vor der Sprengung der Bombe, verlassen werde.

Nach Angaben der Polizei ist die Fliegerbombe gestern gegen 11 Uhr bei Baggerarbeiten gefunden worden. Da durch die Berührung mit der Baggerschaufel der Zünder in Bewegung geraten sei, „mussten wir möglichst schnell sprengen, um eine Explosionsgefahr der Bombe auszuschließen“, sagt ein Polizeisprecher.

Da bekannt ist, dass auf dem Flughafengelände Kampfmittel lagern, wird das Gelände vor Bauarbeiten untersucht. Dazu werden nach Angaben der Stadtentwicklungsverwaltung auch Luftbilder ausgewertet. Auch die jetzige Baustelle, wo betonierte Flächen „entsiegelt“ werden, sei als Gefahrenstelle eingestuft gewesen. Sie sei vor den Arbeiten von einer Spezialfirma kontrolliert worden. tabu/sik/kt

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