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Tatort Kreuzberg.

© dapd

Berlin: Polizei warnt vor Rohrbomben

Die Sprengsätze, die auf der 1.-Mai-Demo gesichtet wurden, könnten lebensgefährlich sein Nach Anschlag auf Streifenwagen in Kreuzberg ermittelt Staatsanwaltschaft wegen versuchten Totschlags.

Dieser 1. Mai war offensichtlich nicht so friedlich, wie von Polizei und Öffentlichkeit zunächst eingeschätzt wurde. Seit dem 3. Mai wusste die Polizeiführung davon, dass drei hochexplosive Rohrbomben auf der Wegstrecke der Autonomendemo lagen. Von wem sie gebaut wurden, wer sie wann und gegen wen zünden wollte – nichts davon ist bekannt. Erst am Montagvormittag berichtete die Polizeivizepräsidentin von den Sprengsätzen im Innenausschuss des Parlaments. Am Nachmittag veröffentlichte die Polizei einen Aufruf an mögliche Finder weiterer Bomben: „Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Sprengkörper zu zünden, zu öffnen oder in anderer Weise zu verändern. Es besteht Lebensgefahr. Bitte den Gegenstand nicht bewegen und nicht selbst zur Polizei bringen.“ 

Intern hält es die Polizei für realistisch, dass bis zu zehn solcher Aluminiumrohre entlang der Wegstrecke der 18-Uhr-Demo lagen. Schon ein einzelner Beamter hatte von sechs bis sieben Rohren berichtet, die er gesehen, aber im Chaos der Demo nicht habe sicherstellen können. Umgehend gemeldet hatte der Polizist seine Beobachtung nicht – ebenso wenig wie die beiden anderen Beamten, die zwei weitere Rohre an verschiedenen Stellen sichergestellt hatten. Dass die Einsatzleitung erst Stunden später von den Funden erfuhr, sei bedauerlich, hieß es im Präsidium gestern. „Das waren falsche Entscheidungen.“

Erst am Montag berichtete Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers zudem davon, dass am 1. Mai der Digitalfunk der Polizei stark beeinträchtigt war – und zwar zur entscheidenden Zeit zwischen 16.30 Uhr und 20.30 Uhr an der Funkzelle im Bereich Kreuzberg/Neukölln. Zudem sei auch das Vodafone-Mobilfunknetz gestört gewesen, hieß es. Koppers sprach von „erheblichen Einschränkungen“ für den Einsatz. Einiges spreche für „eine bewusste Störung“ sagte sie. Innenstaatssekretär Bernd Krömer kündigte eine Untersuchung an. Denn bislang sei man davon ausgegangen, dass diese Technik nicht gestört werden könne.

Am Montag hat die Polizei den jüngsten Anschlag von mutmaßlichen Linksextremisten auf die Polizei am Tatort nachgestellt. Mit einer Drohne wurde der Tatort aus der Luft exakt vermessen. Wie berichtet, hatten mehrere Vermummte am Sonnabend in der Mariannenstraße eine vor einer roten Ampel haltende Funkstreife mit Pflastersteinen angegriffen. Acht Steine trafen den Wagen, auch die Heckscheibe wurde durchschlagen. Zudem hatten die Täter die hintere linke Tür aufgerissen und ein sogenanntes Bengalisches Feuer auf die Rückbank geworfen. Andere Randalierer warfen vier Molotow-Cocktails auf den VW, von denen einer außen an der Fahrertür zündete. Mit dem innen und außen brennenden Wagen flüchteten die Beamten 100 Meter weiter, sie blieben unverletzt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags. Die Ermittler gehen nicht von einer spontanen, sondern gut geplanten Tat aus. Anschließend zettelten vermutlich dieselben Täter an mehreren Stellen Krawall an.  So wurden am Heinrichplatz Pyrotechnik gezündet, an der Mariannenstraße Steine in Schaufenster geworfen und an der Köpenicker Straße eine Bushaltestelle zerstört. Spürhunde der Polizei verfolgten den Fluchtweg bis zum U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße. Dort verloren die Mantrailer-Hunde die Spur – vermutlich weil die Unbekannten dort in eine Bahn gestiegen sind. Bilder aus den Überwachungskameras wird es aber wohl nicht mehr geben, hieß es. Denn die BVG muss diese Daten nur 24 Stunden speichern, seit Jahren wird um diese Frist gestritten. Die SPD-CDU-Koalition will diese Speicherfrist, wie berichtet, nun auf 48 Stunden verlängern.

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