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Berlin: Polizei will weniger Funkwagen auf die Straßen schicken Folge der Personalnot / Neukölln testet neues Modell

Wegen Personalnot und Geldknappheit bei der Polizei fühlen sich viele Bürger nicht mehr sicher. Hinzu kommt nun, dass in der Polizeidirektion 5 (Kreuzberg/Neukölln) bereits über ein neues Modell nachgedacht wird, nach dem die Fahrten der Streifenwagen reduziert werden sollen.

Wegen Personalnot und Geldknappheit bei der Polizei fühlen sich viele Bürger nicht mehr sicher. Hinzu kommt nun, dass in der Polizeidirektion 5 (Kreuzberg/Neukölln) bereits über ein neues Modell nachgedacht wird, nach dem die Fahrten der Streifenwagen reduziert werden sollen.

So ist schon vor der geplanten Zusammenlegung der beiden Neuköllner Abschnitte 51 am Zwickauer Damm und 56 (Britzer Damm) vorgesehen, dass bestimmte Dienste gemeinsam erledigt werden. Unter anderem ist daran gedacht, dass die Streifenwagen im jeweils anderen Abschnitt Patrouille fahren: „Wir wollen einen ersten Schritt in Richtung Zusammenlegung machen“, sagte Direktionsleiter Michael Dörr. Es werde aber nicht weniger Personal auf die Straße kommen, es werde gebündelt.

Tatsächlich aber werden einem Organisationspapier der Polizei zufolge bei diesem Modell zu bestimmten Zeiten weniger Polizisten zu sehen sein. Von den derzeit in beiden Abschnitten vorhandenen vier Streifenwagen sollen „insbesondere in den frühen Morgenstunden“ nur noch drei Fahrzeuge eingesetzt werden. Dafür sollen „an den Wochenenden zu Spitzenzeiten“ fünf Wagen unterwegs sein: „Es ist also besser, Sie lassen sich am Wochenende überfallen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann eine Funkstreife zu Ihnen kommt, ist deutlich größer“, sagte zynisch ein Polizei-Gewerkschafter.

Nach den Berechnungen der Polizeiführung können durch das neue Modell knapp 300 Arbeitsstunden eingespart werden, was unter anderem Überstunden abbaut. „Das ist aber nur möglich, wenn in einem der beiden beteiligten Abschnitte nur ein Telefonposten sitzt“, kritisierte der Gewerkschafter. Dörr zufolge lässt sich das Modell nicht vor Dezember in die Tat umsetzen. Die beiden betroffenen Abschnittsleiter müssten ihre Zustimmung noch geben. Der Leiter von Abschnitt 51 denkt offenbar vorerst nicht an eine organisatorische Änderung.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Alt-Polizeipräsident Hagen Saberschinsky Innensenator Ehrhart Körting gewarnt: „Die unzureichende Personalausstattung wirkt sich negativ auf die Qualität der Verbrechens- und Kriminalitätsbekämpfung in der Bundeshauptstadt aus . . .“ Dort aber soll das 20-seitige Papier mit dem Titel „Risiken im Haushalt der Berliner Polizei“ nicht angekommen sein.

Werden Polizeiabschnitte geschlossen und zusammengelegt, verlängern sich auch die Fahrten von Funkwagen zu ihren Einsatzorten. Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist die kürzliche Ankündigung Körtings, die Abschnitte zu schließen, eine „Bankrotterklärung“.

„Die Polizei hat sich schon längst aus der Fläche verabschiedet“, sagte der Berliner GdP-Vorsitzende Eberhard Schönberg und meinte damit, dass kaum noch ein Polizist zu Fuß auf der Straße zu sehen ist. Als der frühere Polizeipräsident Klaus Hübner 1975 die Polizei reformierte, wurden alle Polizeiwachen in Berlin geschlossen. Einige davon wurden wieder eröffnet - unter dem neuen n Polizeiabschnitt. Der Schutzmann, der sich bis dahin zu Fuß durch seinen Kiez geschleppt hatte, durfte auf den Funkwagen umsteigen, und da ist er geblieben. Als Ersatz erfand Hübner den Kontaktbereichsbeamten (Kobb). Auf dem Papier gibt es ihn 27 Jahre danach zwar immer noch, auf der Straße dagegen ist der Dinosaurier der Hübner-Reform kaum noch anzutreffen.weso

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