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Berlin: Polizei wirbt bei Schwulen um Vertrauen

Homophobe Taten werden selten angezeigt.

Die Zahl der lesben- und schwulenfeindlichen Straftaten ist in diesem Jahr minimal gesunken. In den ersten neun Monaten wurden bei der Polizei 79 Taten angezeigt, darunter waren 30 Gewalttaten. Im Vergleichszeitraum 2012 waren es 82, darunter 25 Gewalttaten. Die Aufklärungsquote verbesserte sich von 37 auf 41 Prozent. Diese Zahlen nannte Polizeipräsident Klaus Kandt am Montag bei der Verleihung des „Respektpreises“ des Bündnisses gegen Homophobie an die polnische Menschenrechtsaktivistin Elzbieta Szczesna. Die 67-Jährige aus Warschau ist Mutter eines Sohnes, der dort aus schwulenfeindlichen Motiven zusammengeschlagen worden war. Danach gründete Szczesna in Polen den Verein „Akzeptanz“, der sich gegen Homophobie einsetzt.

Kandt schilderte bei der Preisverleihung drei Fälle, in denen in Berlin Schwule und Transgender angegriffen wurden. Der Polizeipräsident betonte aber, dass dies „keine spektakulären Einzelfälle“ seien, sondern „Taten, denen wir immer wieder begegnen“. Er appellierte an alle Homo-, Bisexuellen und Transgender, Straftaten immer anzuzeigen: „Ohne Anzeige keine Verurteilung.“ Das Dunkelfeld sei sehr groß. Die bei der Polizei erfasste Zahl dieser Angriffe sei „kein Abbild der Realität“. Kandt räumte ein, dass auch nach vielen Jahren das Verhältnis zwischen Polizei und Homosexuellen wegen des früheren Paragrafen 175 „vorbelastet“ sei: „Es gibt weiter Menschen, die der Polizei nicht vertrauen.“ Um das Verhältnis zu entspannen, hatte die Polizei bereits 1992 im Präsidium einen „Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ eingesetzt. 2006 wurde zusätzlich eine Ansprechpartnerin für Lesben benannt. Die Berliner Polizei ist Gründungsmitglied im Bündnis gegen Homophobie, die am Montag zum vierten Mal den Respektpreis verliehen hat. Jörn Hasselmann

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