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Taser lähmen die Muskulatur des Gegenüber mit Stromstößen von 50.000 Volt.

© Rainer Jensen/dpa

Polizeiausrüstung in Berlin: CDU fordert Taser für Berliner Polizei

Am Donnerstagabend diskutierte die Berliner CDU den Einsatz von Tasern bei der Berliner Polizei. Durch ein einseitig besetztes Podium verlor die Veranstaltung aber an Glaubwürdigkeit.

Bislang kennt man Taser hauptsächlich aus dem Fernsehen. Wenn es aber nach der CDU geht, dann sollen die Geräte bald auch von der Berliner Polizei verwendet werden. Das Prinzip der Waffen ist simpel: Statt Projektile, feuern Taser zwei dünne Metallkabel auf das Gegenüber. Über die Drähte schießen dann fünf Sekunden lang 50.000 Volt durch den Getroffenen, was seine Muskulatur kurzzeitig lähmt. Völlig harmlos - finden der Hersteller und die Vertreter der Berliner CDU. Lebensgefährlich, sagen Kritiker.

Um das Für und Wider von Tasern zu diskutieren, lud die CDU am Donnerstagabend in das Berliner Abgeordnetenhaus. Das Podium war dabei recht einseitig besetzt. Neben einem Vertreter der Firma Taser waren der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, und ein Vertreter der Züricher Stadtpolizei als Experten geladen. Sie alle waren sich einig: Der Taser wäre eine hervorragende Ergänzung für die Berliner Polizei.

In Nachbarländern sind Taser schon weit verbreitet

Schon heute setzen viele Nachbarländer die "Distanzelektro - Impulsgeräte", wie sie im Fachjargon heißen, ein. In Deutschland verfügt bereits das SEK über die Waffen. In dem Schweizer Kanton Zürich habe man in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit den Geräten gesammelt, sagt Silvan Gort von der Züricher Stadtpolizei. "Wir konnten die Taser in Fällen anwenden, in denen wir ansonsten Schusswaffen hätten benutzen müssen," sagt Gort, "Zwar mussten wir den Taser in Zürich vergangenes Jahr nur vier Mal einsetzen, aber wenn wir nur einen Menschen nicht erschießen müssen, haben sich die Anschaffungskosten von 1400 Franken pro Gerät schon gelohnt." "Wir wünschen uns solche Möglichkeiten auch in Berlin", sagt Bodo Pfalzgraf von der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Immer wieder gern wird in diesem Zusammenhang das Beispiel von dem verwirrten Mann bemüht, der vor Jahren im Neptunbrunnen von der Polizei erschossen wurde. Mit einem Taser hätte man die Situation wohl ohne Tote lösen können, sagt Pfalzgraf. "Es ist doch klar, dass die Geräte Sinn machen." Da müsse man sich in der Politik auch mal über Ideologien hinwegsetzen können. "Meinetwegen kann dann auch immer einer von Amnesty International mit auf Streife kommen," sagt er und erntet Gelächter.

Amnesty International sieht Taser kritisch

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International gilt global als schärfster Kritiker von Tasern. Auf Anfrage erklärt Amnesty Internationals Rüstungsexperte Mathias John, die Gefahr läge besonders in Unzureichender Schulung der Beamten. "Außerdem glauben wir, dass die Hemmschwelle bei einem Taser deutlich geringer ist als etwa bei Schusswaffen", sagt er. Über die Frage von Todesfällen herrscht Uneinigkeit. Während das Unternehmen Taser keine bekannten Todesfälle durch Taser angibt, rechnet Amnesty International allein in den USA mit mindestens 43 Menschen, die 2015 nach dem Einsatz von Tasern gestorben seien.

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