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Ibrahim Miri bei einer Gerichtsverhandlung im Jahr 2014.

© Christoph Kellner/ Weser Kurier

Polizeieinsatz von Berlin und Bremen: Clan-Chef Ibrahim Miri in den Libanon abgeschoben

Behörden aus Berlin und Bremen haben den Chef des kriminellen Miri-Clans abgeschoben. Innensenator Geisel war zuvor in den Libanon gereist.

Die Innenminister und Innensenatoren der Länder machen ernst im Kampf gegen Clan-Kriminelle. In einer gemeinsamen Aktion haben die Behörden am Mittwoch einen der führenden Köpfe des deutsch-libanesischen Miri-Clans in den Libanon abgeschoben.

Es handelt sich um Ibrahim Miri, 46, aus Bremen, Oberhaupt der weit verzweigten Großfamilie mit 2500 Mitgliedern, von denen mindestens 1200 bereits im Visier von Polizei und Justiz standen. „Die besagte Person war ausreisepflichtig und wurde abgeschoben“, bestätigte eine Sprecherin der Bremer Innenbehörde einen Bericht der „Bild“-Zeitung.

Die Abschiebung wird in Sicherheitskreisen als deutliches Signal an kriminelle Clans gewertet: Um die organisierte Kriminalität in den Griff zu bekommen, werde die Gangart nochmals verschärft, hieß es. Betroffen sind vor allem Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die gemeinsame Aktion der Bremer und Berliner Behörden war über Monate vorbereitet worden.

Innensenator Geisel im Libanon

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) war im Mai in Beirut, um eine Zusammenarbeit zu vereinbaren. Bislang waren Abschiebungen in den Libanon nahezu unmöglich, weil sich die Regierung in Beirut weigerte. In Justizkreisen wird davon ausgegangen, dass Geisels Besuch das neue Vorgehen der Länder erleichtert hat – etwa um libanesische Pässe für die Abzuschiebenden zu bekommen. Meist wurden in 1990er-Jahren meist aus dem Libanon stammende palästinensische Flüchtlinge bei deutschen Ämtern registriert, weil die Regierung in Beirut ihnen keine Papiere gab.

Bei Ibrahim Miri rückten die Spezialkräfte in den frühen Morgenstunden an. Er wurde per Hubschrauber nach Schönefeld geflogen und in ein Charterflugzeug nach Beirut gesetzt. Seit Jahren versuchte Bremen schon, den Clan-Chef abzuschieben, doch Miri galt als staatenlos.

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Er kam als 13-Jähriger aus dem Libanon nach Bremen, war Chef des inzwischen verbotenen Rockerclubs Mongols MC und wird mit einer Vielzahl von Straftaten in Verbindung gebracht. Neben Erpressung geht es bei dem Clan um Handel mit Waffen, Kokain und Marihuana. 2014 wurde Miri wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu sechs Jahren Haft verurteilt. Seit 2017 gab es erste Freigänge für ihn.

Miri-Clan auch in Berlin aktiv

Auch in Berlin ist der Miri-Clan aktiv. Ein besonders auffälliger Mittdreißiger des Clans gründete in der Hauptstadt vor drei Jahren die rockerähnliche „Guerilla Nation“ mit. Die Truppe legte sich mit namhaften Männern der Hells Angels an, es folgten Drohungen, Schläge und 2016 ein Mord in Lichtenberg: Ein deutscher Anhänger der „Guerilla Nation“ wurde erschossen. Der im Milieu stadtweit bekannte Miri-Mann lebt in Berlin offiziell von Hartz IV und galt als staatenlos. 2018 gab er dann an, er sei Syrer. Kenner der Vorgänge in der syrischen Bürokratie sprechen von „regem Passhandel“. Nach Syrien schiebt Deutschland nicht ab.

Männer der Miri-Familie haben in Berlin zwischenzeitlich die Nähe zu anderen einschlägig bekannten Clans gesucht, offenbar in Konkurrenz zur Neuköllner Remmo-Familie. Die Remmos dominieren die Szene deutsch-arabischer Clans in Berlin und wurde durch Taten wie den Einbruch ins Bodemuseum, den Überfall auf einen Geldtransporter am Alexanderplatz und den Mord in Britz bekannt.

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