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Der Schauspieler Lucas Gregorowicz. In der neuen Folge "Polizeiruf: 110" muss er in der Tristesse Brandenburgs ermitteln.

© dpa

Polizeiruf aus Brandenburg: "Berliner sind nur im Sommer da"

Schauspieler Lucas Gregorowicz über das dunkle Brandenburg, die Parallelen zum Ruhgebiet und seine Zukunft als Polizeiruf 110-Ermittler. Ein Interview.

Der „Polizeiruf 110: Muttertag“ führt das Ermittlerteam diesmal tief in die Brandenburger Provinz. Es geht nicht um Grenzkriminalität oder tschetschenische Flüchtlinge, sondern um die Konflikte in der kargen Lebenswelt der Dorfbewohner. „Ein Leben, wo Not herrscht – wirkliche Not“, sagt Schauspieler Lucas Gregorowicz, der den Kommissar Adam Raczek mimt, im Interview.

Sie zeigen beim „Muttertag“ in der Schorfheide brandenburgische Tristesse: Kaum ein Bus fährt, Arbeitslosigkeit, graue Straßendörfer – transportieren Sie damit nicht ein sehr graues Klischee von Brandenburg in den Rest der Republik?

Naja, es sieht dort aber auch genauso aus! Man will ja ein ganz bestimmtes Milieu zeigen – dann muss man es auch zeigen: Menschen, die um ihre Existenz kämpfen, die ganz nah dran sind an ihrem Existenzminimum. Ein Leben, wo Not herrscht - wirkliche Not.

Erinnert Sie das an Ihre Heimat, das Ruhrgebiet?

Ja – abgesehen davon, dass es ländlich ist. Aber wenn man nach Gladbeck fährt oder Wattenscheid, das irgendwie dazwischen liegt und ein bisschen vergessen wurde – auch da herrscht hohe Arbeitslosigkeit und existenzielle Not.

Raue Seiten von Frankfurt (Oder), wo ihre Ermittlungsgruppe sitzt, erinnern auch an das Duisburg-Ruhrort, als dort in den 80er Jahren Schimanski ermittelte.

Wenn man da als mittelständischer Schauspieler hinkommt, dann neigt man dazu, diese Echtheit etwas zu romantisieren. Aber wenn Sie dann mal ein paar Tage dort sind, dann merken Sie, dass dort viele Leute leben, die es nicht so leicht haben.

Aber eine Leiche wird dann auf dem Grundstück einer doch recht ansehnlichen Villa entdeckt?

Da in der Region der Uckermark stehen viele ansehnlich restaurierte Anwesen leer. Die wurden von Berlinern saniert, die das Geld dafür haben – aber die sind kaum da. Wir haben im Herbst da gedreht, im November, wenn es richtig kalt wird und die kurzen Tage herrschen – und dort kann es richtig dunkel werden! Dann ist dort kein Berliner. Die sind dort nur im Sommer, wenn alles wunderschön und idyllisch ist. Auch dieser Gegensatz prägt dort die Dörfer.

Nach Grenzkriminalität und tschetschenischen Asylbewerbern, also Themen rund um die Grenze zu Polen, geht es diesmal um zutiefst Menschliches, was überall spielen könnte und nicht nur in Brandenburg. Warum?

Es gibt ja nur zwei Mordmotive; Das eine ist Liebe und das andere ist Geld. An einer Grenze gibt es Reibungen, es gibt ein Vakuum und es gibt Konflikte. Aber mir persönlich war die Grenze nie so wichtig. Ich glaube, dass noch nie ein Fernsehfilm zwei Nationen einander näher gebracht hat. Ich glaube nicht an den missionarischen politischen Ansatz der Geschichte. Mir ist es wichtig, eine gute Geschichte zu erzählen, die Figuren so authentisch wie möglich zu halten und das spannend und nachvollziehbar zu machen. Der Polizeiruf steht in der Tradition „Wir beleuchten jetzt mal die Realität“. Das ist wichtig, aber man muss auch klar sagen, das ist alles nur Fiktion, es ist nur ein Film!

Als passionierter Biker sind Sie wie ihr Vorgänger Dorfpolizist Horst Krause im Einsatz mit dem Motorrad unterwegs. Warum diesmal nicht?

Das lag einfach an dem Setting: Wir haben im Herbst gedreht und es wäre nicht plausibel gewesen, wenn der Kommissar bei schlechtem Wetter nachts 130 Kilometer durch die Gegend fährt. Aber ich habe das Motorrad vermisst!

Dies ist Ihr dritter Polizeiruf in Brandenburg und Sie hatten zunächst nur für vier Folgen unterschrieben. Geht es dann noch weiter?

Ich habe schon für vier weitere Folgen unterschrieben, und dann werde ich weitersehen. Wenn sich die Geschichten weiterentwickeln, wie sie es bisher tun, und es keine Stagnation gibt, kann es von mir aus noch eine Weile weitergehen.

Lucas Gregorowicz, 40, wurde 1976 in London geboren und wuchs in Polen und Bochum auf. Im Kino war er unter anderem in „Das Wunder von Bern“ und in „Soul Kitchen“ zu sehen.

Klaus Peters

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