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Berlin: Polizeischutz für Goya – der „Prophet der Moderne“ kommt

Letzte Vorbereitungen auf die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie

Die „Nackte Maja“ und ihr bekleidetes Gegenstück blieben in Madrid, doch trennte sich der Prado von elf anderen, kaum weniger bekannten Gemälden des spanischen Malers. Unter Polizeischutz kamen die Leihgaben des berühmten Museums jetzt nach Berlin, wo man sie in drei Tagen erstmals bewundern kann. Am 13. Juli ist es so weit: Da ertönt von der Museumsinsel ein kultureller Paukenschlag – die Ausstellung „Goya – Prophet der Moderne“ öffnet ihre Pforten. Im deutschsprachigen Raum ist es nach dem Zweiten Weltkrieg die erste umfassende Ausstellung von Werken des Malers Francisco de Goya (1746–1828) überhaupt.

Insgesamt 80 Gemälde und 40 Zeichnungen des Meisters sind bis zum 3. Oktober in der Alten Nationalgalerie ausgestellt – darunter das berühmte „Selbstbildnis“ von 1815. Hinter streng verschlossenen Türen wurden gestern in der Alten Nationalgalerie fieberhaft letzte Bilderkisten ausgepackt – immerhin hängen ab Mittwoch Bilder im Wert von vielen Millionen Euro in der Bodestraße an der Wand.

Sie nach Berlin zu bringen, bedurfte es mehr als zehn Jahre Vorbereitung. Die lange Zeit hat sich gelohnt, zeigt doch die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien und dem Prado in Madrid entstand, nicht nur großzügige Leihgaben international renommierter Museen, sondern auch zahlreicher Privatbesitzer.

„Für die Goya-Ausstellung ist unser Kurator Moritz Wullen jahrelang durch die Welt gereist“, sagte gestern Matthias Henkel, Pressesprecher der Staatlichen Museen. Unter anderem in Spanien, Frankreich, den USA, Italien und England verhandelte Wullen mit privaten Besitzern. Die spanische Milliardärin Esther Kolpowitz konnte er nicht erweichen. Erst vor wenigen Jahren hatten Kunstdiebe ihre Sammlung heimgesucht – unter den entwendeten Bildern waren auch zwei Goyas.

„Private Besitzer leben oft mit ihren Bildern. Sich von ihnen längere Zeit zu trennen, fällt ihnen da nicht nur aus Sicherheitsbedenken schwer“, sagte Henkel. Immerhin sechs Monate müssen die privaten Leihgeber jetzt auf ihre gemalten Lieblinge verzichten – von Berlin aus geht die Ausstellung nach Wien.

In Berlin laufen derweil nicht nur in der Alten Nationalgalerie die Vorbereitungen für die Kunstsensation des Jahres auf Hochtouren. Dass Goya ähnlich spektakulär wie die MoMA-Ausstellung im Vorjahr wird, dazu muss man kein Prophet sein. In den Hotels sind die Betten für die müden Schlangesteher schon aufgeschüttelt – das Adlon ist dabei nicht die einzige Herberge in der Stadt, die Goya sozusagen als Package bietet, mit Ausstellungskatalog und Kunstvortrag. Auch private Busreisen und die Bahn wollen vom erwarteten Goya-Run profitieren.

Im Bestand der Berliner Museen gibt es nur zwei Gemälde, die – nicht immer unumstritten – Goya zugeschrieben werden. Berühmt ist dagegen die Goya-Sammlung des Kupferstichkabinetts, mit seltenen Zeichnungen und über 600 Blatt aus dem grafischen Werk. hema

Alte Nationalgalerie, 13. Juli bis 3. Oktober, Di, Mi 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr, Fr/So 10–20 Uhr. Weitere Informationen unter: www.goyainberlin.org.

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