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Pfannkuchen für Olympia. Justizsenator Thomas Heilmann warb in der Marheinekehalle für die Spiele.

© Doris S.-Klaas

Polizeischutz wegen süßer Krapfen: Pfannkuchen-Aktion des Justizsenators empört Olympiagegner

Justizsenator Thomas Heilmann gerät mit Olympia-Gegnern und Linken in Streit – und alles wegen ein paar Pfannkuchen. Sie wurden von Häftlingen hergestellt, kritisierten die Anti-Olympia-Aktivisten. Die Polizei musste mit mehr als 30 Beamten Schutz bieten.

Polizeischutz für Pfannkuchen gab es am Montagmittag in der Marheineke Markthalle in Kreuzberg. Dort verschenkte Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) im Zuge einer Kampagne für die Olympiabewerbung süße Krapfen – mit den olympischen Ringen im Puderzucker. Die Aktion wurde von einem knappen Dutzend Olympia-Gegnern und linken Aktivisten gestört, die bereits im Vorfeld Protest angekündigt hatten. Die Polizei war mit mehr als 30 Beamten im Einsatz und schaute von der Balustrade schützend auf die Pfannkuchen und ihre Gegner herab.

Pfannkuchen aus der Gefängnisbäckerei seien "makaber", so die Demonstranten

Das Anliegen der Demonstranten war nicht nur die Bewerbung für die Olympischen Spiele, sondern vor allem auch die Herkunft des Zuckergebäcks. In der Bäckerei der Justizvollzugsanstalt Tegel von Häftlingen hergestellt, seien sie ein Produkt von „Zwangsarbeit“, sagen die Aktivisten. „Ich finde es wirklich makaber und widerlich, dass diese Berliner für weniger als zwei Euro Stundenlohn von Häftlingen der Justizvollzugsanstalt produziert werden, um hier für diese Werbeaktion verschenkt zu werden“, sagt Beate Müller, 27, aus Kreuzberg.

In einem Gespräch mit zwei Aktivisten dementierte Heilmann noch einmal, dass es sich um „Zwangsarbeit“ handle. Claudia Engfeld, Sprecherin der Justizverwaltung hatte schon im Vorfeld betont, dass die Häftlinge gegen Bezahlung backen. Je nach Qualifikation erhielten sie einen Lohn zwischen 8 und 15 Euro. Die Bäckerei sei außerdem ein Lehrbetrieb und Arbeit ein Teil der Resozialisierungsmaßnahme, so Engfeld. Heilmann sagte, er verstehe nicht warum gerade Menschen, die mit Grund im Gefängnis sitzen, auch noch ein überdurchschnittlich hoher Lohn gezahlt werden sollte. Es werde nicht berücksichtigt, dass der Strafvollzug inklusive Ausbildung schon voll durch den Steuerzahler finanziert werde.

Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) fand in der Markthalle in Kreuzberg nur wenig Abnehmer für seine Pfannkuchen mit Olympia-Logo.
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) fand in der Markthalle in Kreuzberg nur wenig Abnehmer für seine Pfannkuchen mit Olympia-Logo.

© Doris S.-Klaas

Kritik an "unsinnigen Ausgaben" für Werbekampagne

Doch die Demonstranten zeigten sich mit den Erklärungen nicht zufrieden. Heilmann verhindere die Bildung einer Gewerkschaft in den Gefängnissen, findet Martina Müller aus Neukölln. Dass er nun hier Pfannkuchen aus dem Gefängnis verschenke, sei Ausbeutung. „Mit dem Sport hat die Veranstaltung ohnehin nichts zu tun“, unterbricht ein Aktivist im schwarzen Kapuzenpulli die Ausführungen Heilmanns. Es gehe nur darum, die Sicherheitsstrukturen auszubauen, sagte er. Lotti, aus Kreuzberg, ging schon in den neunziger Jahren gegen die damalige Olympia-Bewerbung auf die Straße. Erfolgreich, wie sie findet, denn mit der Bewerbung hat es damals nicht geklappt. „Die verdienen jetzt schon daran“, sagt sie. „Berlin hat kein Geld für Schulen, aber für diese Werbekampagne wird unsinnig viel ausgegeben.“

Währenddessen versucht Heilmann zu sagen, dass er mit Olympia vor allem die politische Botschaft der Völkerverständigung verbindet. Doch die Aktivisten fallen ihm wieder wieder ins Wort. „Lassen Sie mich doch einmal ausreden, sonst ist es ja kein Dialog“, sagt er geduldig. Im Hintergrund brüllt jemand: „Olympia nach Katar. IOC – Korruptes Pack!“. Da erklärt eine Demonstrantin mit blauem Haar das Gespräch schon für beendet. Heilmanns Ansichten hält sie für „menschenverachtend“ und „geschmacklos“. Der Justizsenator gibt sich resigniert. „Es hat ja gar keinen Sinn, wenn ich da jetzt aggressiv reagiert hätte“, sagt er. Er sei froh, dass wenigstens einige der Demonstranten mit ihm geredet haben. „Olympia muss kein Milliardenabenteuer sein“, sagt er.

"Zumindest die Pfannkuchen schmecken gut"

Derweil haben zwei Französinnen die Gratis-Pfannkuchen entdeckt und greifen beherzt zu. Doch noch während sie sich die klebrigen Finger ablecken, werden sie schon von einer Demonstrantin angesprochen: „Ich hoffe es bleibt Ihnen im Hals stecken. Wissen Sie, wie diese Pfannkuchen hergestellt werden? Im Gefängnis!“ Leider spricht nur eine der Frauen Deutsch und die andere weiß nicht recht, wie ihr geschieht. Ihr Kommentar zu der Debatte: „Zumindest schmecken die Pfannkuchen gut.“

Pascale Müller

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