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Berlin: Polizist drohte mit Selbsttötung auf Schulhof

Stundenlanger Nervenkrieg in Marzahn / Beruflicher Ärger: Beamter wollte sich erschießen / Von SEK überwältigtVON WERNER SCHMIDT BERLIN.Nach fast vierstündigem Nervenkrieg ist gestern mittag ein 36jähriger Polizeimeister in Marzahn von seinen Kollegen überwältigt worden.

Von Werner Schmidt

Stundenlanger Nervenkrieg in Marzahn / Beruflicher Ärger: Beamter wollte sich erschießen / Von SEK überwältigtVON WERNER SCHMIDT BERLIN.Nach fast vierstündigem Nervenkrieg ist gestern mittag ein 36jähriger Polizeimeister in Marzahn von seinen Kollegen überwältigt worden.Der Mann hatte zuvor gedroht, sich auf einem Schulhof mit seiner Dienstpistole zu erschießen.Er blieb unverletzt.Beruflicher Ärger und ein nicht bestandener Lehrgang hatten bei dem Beamten auf Probe die Kurzschlußhandlung ausgelöst.Mehrere Stunden verbarg er sich in einem Gebüsch auf dem Hof der "Oberschule an der Weide" an der Bruno-Baum-Straße.Die Schule wurde vollständig geräumt, Schüler und Lehrer durften nach Hause gehen.Zweimal schoß der Polizist am Vormittag - beide Male feuerte er in die Luft.- "Wir hoffen, daß er die Waffe abgibt," sagte der Leiter der Direktion 7, der Leitende Polizeidirektor Manfred Buchholz, gestern mittag vor Journalisten.Zu diesem Zeitpunkt hockte der 36jährige frühere Volkspolizist, der seinen Dienst auf dem Abschnitt 76 an der Schönhauser Allee versah, noch in einem Schwarzdorngebüsch.Ein Psychologe sprach mit ihm und versuchte, ihm seine Selbstmordgedanken auszureden und zum Aufgeben zu bewegen.Vergeblich.Inzwischen bereitete sich ein Spezialeinsatzkommando (SEK) darauf vor, den bewaffneten Kollegen zu überwältigen. Furchteinflößend sahen die schwerbewaffneten SEK-Beamten aus, die während des Dienstes nur maskiert in der Öffentlichkeit auftreten.Sie gingen gegen 11.55 Uhr an der Rückfront der Schule und am Dompfaffweg in Stellung.Kaum zehn Minuten später verließ der 36jährige Mann sein Versteck im Gebüsch und schlenderte zunächst fast gemächlich über die Bruno-Baum-Straße.Und dann ging alles sehr schnell: Als sich ihm von mehreren Seiten Kollegen näherten, begann er zu rennen - genau in die Arme der im Dompfaffweg verborgenen SEK-Beamten.Diese schlugen ihm die Dienstwaffe aus der Hand und hielten ihn fest. Ein Schüler der 12.Klasse der "Oberschule an der Weide" berichtete, er habe den Mann während der Hofpause gesehen.Mit einer Pistole in der Hand sei der Polizist, der zivile Kleidung trug, mehrfach um den Schulkomplex gegangen, verfolgt von mehreren Kollegen.Dabei habe er auch mehrfach die Pistole auf die Beine der Verfolger gerichtet, sagte der Schüler.Auf dem Dach der Schule, wie gestern von Agenturen berichtet worden war, hat sich der Mann allerdings nicht aufgehalten. Schließlich habe er an einer Weide, die der Schule auch den Namen gegeben habe, zweimal geschossen: "Um uns zu zeigen, daß es ihm ernst ist und er die Waffe beherrscht", sagte Buchholz.Anschließend verbarg er sich ganz in der Nähe im Gebüsch.Die Versuche seiner Frau, ihn zur Aufgabe zu überreden, scheiterten.Die Frau sei selbst vollkommen durcheinander und überfordert gewesen, sagte eine Polizeibeamtin. Die Hintergründe der Verzweiflungstat liegen offenbar ausschließlich in dienstlichen Problemen des Beamten.Während des Polizeieinsatzes machten unter Journalisten Gerüchte die Runde, der Beamte habe Ärger mit seinem Chef gehabt und wolle ihm eins auswischen.Tatsächlich hatte er einen Computerlehrgang, dessen erfolgreiche Teilnahme jeder Polizist nachweisen muß, nicht bestanden.Ob ihm tatsächlich mit der Kündigung gedroht worden war, auch davon sprachen die Gerüchte, konnte gestern nicht geklärt werden. Am Vormittag war der Beamte nicht zum Dienst erschienen.In einer Tasche hinterließ er einen Abschiedsbrief, der später gefunden wurde.Er begab er sich zu der Schule, in deren Nähe er auch wohnt.Über den Notruf 110 habe der Polizist dann zusätzlich seine Kollegen von den Selbsttötungsplänen unterrichtet, sagte Polizeisprecher Norbert Gunkel.

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