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Berlin: Polizisten aus Beweismangel freigesprochen

Vietnamese soll misshandelt worden sein

Die Spaziergängerin war entsetzt. „Du bist im falschen Film“, schoss es der 48-Jährigen durch den Kopf. Sie sah an einem Feldrand zwei Uniformierte und einen jungen Mann, der im Schnee lag. „Der eine Polizist ist auf den Vietnamesen und schlug mit Fäusten auf ihn ein“, sagte die Frau am Mittwoch vor Gericht. Dort saßen die beiden Beamten. Die Anklage warf ihnen vor, einen Zigarettenhändler misshandelt und im Schnee ausgesetzt zu haben. Die Beweise aber fehlten aus Sicht der Richter.

„Kein Vorwurf ist nachweisbar, die Einlassungen der Angeklagten sind nicht zu widerlegen“, urteilte das Amtsgericht und sprach die 30 und 35 Jahre alten Beamten frei. Die stark belastende Aussage der Zeugin konnten sich die Richter nicht erklären – zumal das mutmaßliche Opfer kurz nach dem behaupteten Übergriff erklärte: „Ich wurde im Wagen geschlagen, draußen nicht.“ Möglicherweise deutete die Zeugin das Lösen der Handfesseln als Angriff. Im Prozess konnte Suc Manh C. nicht befragt werden. Der damals 21-Jährige, der eine Duldung für Braunschweig hatte, wurde abgeschoben. Es sei denkbar, dass er die Polizisten belastete, um sich selbst zu schützen, hieß es im Urteil. Insgesamt gebe es zu viele Ungereimtheiten. Die Staatsanwältin war dagegen von einer Art Selbstjustiz der Angeklagten ausgegangen. Sie hatte Strafen von je 15 Monaten Haft auf Bewährung gefordert.

Es ging um die Frage, ob die Beamten den Vietnamesen am 17. Februar 2010 geschlagen und an einem Feldrand bei Schönefeld auf einen Müllhaufen geworfen hatten. Sie bestritten das vehement. Der Mann sei an dem Tag erneut und trotz eines Platzverweises am U-Bahnhof Parchimer Allee in Neukölln beim illegalen Zigarettenhandel erwischt worden. Sie hätten ihn deshalb im Rahmen des sogenannten Verbringungsgewahrsams vom Tatort wegfahren und absetzen wollen. „Als ich die Handfesseln lösen wollte, ließ sich er sich in den Schnee fallen“, sagte der ältere Angeklagte. C. wurde später in einer Klinik untersucht. Verletzungen, die auf Schläge hindeuteten, wurden nicht festgestellt. K. G.

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