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Berlin: Pop, komm!

Sorry, Köln – die größte Musik- und Entertainmentmesse Europas findet künftig in Berlin statt

Misstöne in Köln, Loblieder in Berlin: Nach den zwei großen Musiklabels Sony und Universal kommt jetzt die „Popkomm“, Europas größte Fachmesse für Popmusik und Entertainment, vom Rhein an die Spree. Das ist noch nicht alles: Die Viva-Gruppe, die Veranstalterin der „Popkomm“ ist, will sich insgesamt stärker in Berlin engagieren und hat zu diesem Zweck eine „strategische Partnerschaft“ mit der Messe Berlin geschlossen.

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma warf dem Senat vor, die „Popkomm“ mit finanziellen Zugeständnissen angelockt zu haben. „Der Berlin-Magnetismus wird unerträglich“, sagte Schramma, „und NRW zahlt über den Länderfinanzausgleich die eigene Abwerbung mit.“ Schramma machte keine Angaben über Art und Umfang der Gelder, die der Senat seiner Meinung nach gezahlt haben soll.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) sagte dem Tagesspiegel, die Vorwürfe seien „völlig aus der Luft gegriffen“, es sei gar kein Geld geflossen. „Der Umzug der großen Player beweist die Attraktivität von Berlin als Musikstadt. Veranstaltungen wie Love Parade oder der Karneval der Kulturen zeigen zudem, dass wir in hier eine Szene haben, die das trägt.“ Messesprecher Wolfgang Wagner bestätigte allerdings, dass der Senat die zu 99,7 Prozent landeseigene GmbH mit 13 Millionen Euro im Jahr bezuschusse. Viel wichtiger sei aber das Know-how, das die Messe mit ihrem Engagement bei der Echo-Verleihung und erstmalig auf der Love Parade erworben habe.

Viva-Chef Dieter Gorny sagt dem Tagesspiegel, er habe immer vor dem Berlintrend gewarnt. „Doch wenn er nicht zu stoppen ist, dann muss ich ihn begleiten.“ Gerade in der gegenwärtigen Strukturkrise der Musikindustrie könne der Umzug ihrer größten Messe zu einem „Symbol für den Neuanfang“ werden. Der Vertrag mit der Messe Berlin läuft bis 2010. Einer Ansiedlung der Viva-Senderfamilie in Berlin erteilte Gorny allerdings erneut eine Absage. Oberbürgermeister Schrammas Vorwürfe bezeichnete er als Polemik. „Wir haben keinen Euro vom Senat bekommen.“

Tatsächlich geht es vielen Umzugswilligen offenbar nicht so sehr um staatliche Unterstützung bei der Ansiedlung, mit der im Übrigen auch andere Bundesländer winken. Der entscheidende Anreiz für Plattenfirmen und Medienunternehmen, nach Berlin zu kommen, heißt Nähe: Nähe zum Rest der Industrie und Nähe zur kreativen Szene. Inzwischen erwirtschaftet die deutsche Musikbranche mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze in Berlin.

So hat sich Viva-Konkurrent MTV Deutschland für seinen Umzug nach Berlin entschieden, weil Sony und Universal in der Stadt seien, sagt Sprecherin Verena Adami: „Diese Labels sind unsere wichtigsten Kooperationspartner.“ Außerdem habe Berlin einfach eine kreative und bunte Szene. Sorry, Köln.

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