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Berlin: Popstar Ströbele stürmt die Hitparade

Der grüne Asket trinkt nicht, raucht nicht, nimmt keine Drogen – und singt „Gebt das Hanf frei“

Eben noch Platz eins auf der Wahlliste für den Bundestag, jetzt in den Top Ten bei MTV und Viva. Der GrünenPolitiker Hans-Christian Ströbele feiert dank eines Auftritts in Stefan Raabs neuem Hit „Gebt das Hanf frei“ ungeahnte Erfolge.

Platz vier in den Charts – Respekt, Herr Ströbele.

Wie bitte? Erst auf Platz vier? Warten Sie nur ab, bald sind wir die Nummer eins.

Dann sind Sie ja bald so bekannt wie Britney Spears. Wie lebt es sich so als Pop-Star?

Das ist schon ungewöhnlich. Man lernt eine neue Klientel kennen, so ganz junge Leute zwischen 15 und 22. Neulich in der S-Bahn haben mich sogar welche erkannt. Sie sind aufgestanden und haben das Lied gesungen.

In diesem hören wir Sie immer „Gebt das Hanf frei“ rufen. Wann machen Sie denn so etwas?

Der Satz bezieht sich eigentlich auf etwas ganz anderes. Die Polizei hatte auf der Hanfparade in Berlin mehrere Büsche Hanf beschlagnahmt, die am Wagen der Grünen Jugend befestigt waren. Dabei hatten wir eine Genehmigung, und die Pflanzen waren nachweislich THC-frei, also als Droge ungeeignet. Und da habe ich auf der Abschlusskundgebung eben den Satz gerufen.

Stefan Raab hat Sie doch bestimmt gefragt, ob er den verwenden darf.

Nein. Er hat das einfach aus einem Fernsehbericht rausgeschnitten. Erfahren habe ich davon erst später.

Da dürfte sich Raab aber ein Pfeifchen anstecken.

Ich wusste zunächst nicht einmal, wer Stefan Raab ist. Anfangs reagierte ich auch anwaltlich, überlegte es mir aber anders, nachdem ich das Ganze gesehen hatte. Und dann war ich bei dem auch in der Show.

Ihr Einsatz für die Legalisierung von Hanf hatte bisher einen ernsten Hintergrund. Nun war alles nur Satire?

Nein. Es bleibt eine ernsthafte Angelegenheit. Denn ich finde es verlogen, dass man für Drogen wie Alkohol und Zigaretten wirbt, aber den Gebrauch von Hanf kriminalisiert. Ein Bekiffter ist weitaus weniger gefährlich als ein Betrunkener.

Sie sprechen aus Erfahrung?

Ich bin absoluter Non-User. Ich rauche nicht, trinke nicht und nehme keine Drogen.

Wie viele Tantiemen kriegen Sie eigentlich?

Stefan Raab und ich haben darüber gesprochen. Ich will natürlich einen gewissen Prozentsatz haben. Das Geld geht dann an die Kampagne zur Legalisierung von Hanf und an die Drogensuchtprävention.

Aber für ein paar Autogrammkarten wird schon was übrig bleiben.

Ich bin einer, der keine Autogramme gibt. Ich finde sowas albern.

Das Gespäch führte Björn Seeling.

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