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Berlin: Porzellanmanufaktur steht vor einem Scherbenhaufen Die Sanierung der KPM ist gescheitert: Der Umsatz sinkt und die Verluste steigen – nur gefeuerte Manager profitieren

Die Königliche Porzellan Manufaktur (KPM) steckt in der schwersten Krise ihrer 240-jährigen Geschichte. Nach Informationen des Tagesspiegels verfehlt die Sanierung des Not leidenden Betriebes ihr Ziel.

Die Königliche Porzellan Manufaktur (KPM) steckt in der schwersten Krise ihrer 240-jährigen Geschichte. Nach Informationen des Tagesspiegels verfehlt die Sanierung des Not leidenden Betriebes ihr Ziel. Zwar wurde seit 2000 die Hälfte der Mitarbeiter entlassen, dennoch stürzt die am Tiergarten ansässige Manufaktur tiefer in die roten Zahlen. Das Porzellan-Geschäft läuft schlecht: In den letzten drei Jahren büßte die Manufaktur fast ein Drittel ihrer Umsätze ein. Anfang des Jahres wurde auch der Chef der Manufaktur im Zeichen des königlichen Zepters entlassen. Nun geht es bei der KPM ums Überleben.

Die jährlichen Verluste in Millionenhöhe muss die landeseigene Investitionsbank ausgleichen. Doch das mögen die Banker wohl nicht mehr: Drei Anfang 2003 fertiggestellte neue Hallen mit einer modernen „Ringofenanlage“ stehen bisher ungenutzt leer. Zur Einrichtung der dort geplanten „Erlebniswelt Porzellan“ fehlt nun das Geld. Dabei wollte die KPM mit der spektakulären „Erlebniswelt“ den Absatz des „weißen Goldes“ ankurbeln. Liebhaber und Touristen hätten in den Hallen ganz aus der Nähe die aufwändige Porzellanfertigung verfolgen sollen. Von der Herstellung der Porzellanmasse bis zur Goldgravur erfolgt fast jeder Arbeitsschritt in Handarbeit. Dies begründete den vorzüglichen Ruf der KPM. Doch die Produktion verursacht hohe Kosten. Dies sowie Managementfehler und Absatzeinbrüche stürzt die für ihr „bleu mourant“ (sterbendes Blau) berühmte KPM immer tiefer in die Krise.

Seit Jahren reichen die Erlöse im Verkauf von Porzellan nicht aus, um die Kosten für rund 250 Mitarbeiter, Mieten und Rohstoffe zu zahlen. Außerdem muss die Firma vier Geschäftsführer entlohnen. Einer kassiert seit Jahren Gehalt, obwohl er seinen Dienst nur wenige Tage stundenweise antrat und nach einem halben Jahr ganz ausschied. Zwei weitere wurden vorzeitig entlassen und müssen bis Vertragsende weiterbezahlt werden. Einige bekommen danach Pensionen. „Der Chefposten ist begehrt“, sagt ein Insider, „weil man dann ausgesorgt hat.“

„Der ständige Geschäftsführerwechsel ist Gift fürs Geschäft“, sagt Horst Stelljes. Der frühere Einkaufsleiter im KaDeWe ist Inhaber des Porzellanhändlers Georg Stadermann am Ku’damm. Stelljes sagt: „Die KPM hat die schönsten und stilsichersten Formen aller Hersteller.“ Darin übertreffe die Manufaktur sogar den sächsischen Rivalen Meissen. Doch der Absatzmarkt für Porzellan sei seit 1998 um 60 Prozent geschrumpft.

Die Krise der KPM verschärft sich vor dem Hintergrund der Sanierung der Bankgesellschaft. Diese hatte im Juli 2000 vom Land Berlin über ihr Tochterunternehmen Investitionsbank die Porzellan-Manufaktur übernommen. Das Geldhaus ist selbst in Not und will Problemfälle deshalb loswerden. Zuvor hatten Politiker vergeblich versucht, durch den Verkauf von Tafelsilber der Porzellan-Manufaktur den Geldmangel des Unternehmens zu beheben: Rund 30 Millionen Euro bekam die KPM für ungenutzte Grundstücke. Zwei Jahre später war das Geld verbraucht. Danach sprang die Investitionsbank als Sanierer ein: Zehn Millionen Euro steckte sie nach Angaben des zuständigen Bankdirektors Thomas Dankwart allein im Jahr 2000 in die KPM. Heute verschlingt die Firma Insidern zufolge jährlich 12,5 Millionen Euro.

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