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POSITION: Ein Gutschein sichert Chancen

Die Bürgerschule steht für Vielfalt, Freiheit und Verantwortung Von Mieke Senftleben

Die Evangelische Schule in Mitte hat 75 Plätze für die 1. Klasse. Allein 400 Eltern haben Interesse bekundet, ihr Kind dort einzuschulen! Gibt es einen besseren Beleg für die große Unzufriedenheit der Familien mit den öffentlichen Berliner Schulen? Das Vertrauen in die staatliche Organisation von Bildung ist erschüttert.

Zu Recht, denn in den letzten Jahren wurde immer wieder deutlich, dass die Politik eine ihrer wesentlichen Kernaufgaben nicht erfüllt. Die da wären: für eine ausreichende und verlässliche Finanzierung zu sorgen, die Schulpflicht durchzusetzen, Standards und Lernziele zu definieren und zu überprüfen – rundum Bildungschancen zu garantieren. Die Organisation von Bildung können aber auch andere – und das häufig besser: Bürger, Kirchen, Stiftungen und andere Institutionen.

Mehr Bildungs- und Leistungsgerechtigkeit entsteht nicht über die Einführung der Einheitsschule, sondern über die Einführung der Bürgerschule, die für Vielfalt, Freiheit und Verantwortung steht. Die Bürgerschule definiert sich über vier wesentliche Merkmale: Erstens haben die Schulen Gestaltungsfreiheit. Sie bestimmen, wie sie Lernziele erreichen wollen, verantworten sich aber über zentrale Prüfungen, Vergleichsarbeiten und einer externen Überprüfung gegenüber den Bürgern. Zweitens verfügen die Schulen frei über ihr Budget. Das Land finanziert sie über Schulgutscheine. Drittens haben die Schulen Personalfreiheit. Die Schulen suchen ihr Personal nach eigenen Kriterien aus. Das vierte und entscheidende Merkmal ist die völlige Wahlfreiheit, die es Eltern und Schülern nach einer frühzeitigen individuellen Beratung ermöglicht, die für sie passende Schule auszusuchen. Die Einführung des auf Schülerkostensätzen basierenden Schulgutscheins schafft diese Wahlfreiheit. Der Wert des Schulgutscheins wird nach transparenten Kriterien von Bildungsökonomen berechnet und anschließend vom Senat – nicht allein vom Finanzsenator – festgelegt. Er deckt die Personal- und Sachkosten ab. Der Wert des Gutscheins wird dann erhöht, wenn die Schulen zum Beispiel aufgrund ihres sozialen Umfeldes mehr Personal für individuelle Fördermaßnahmen benötigen. Die freien Schulen erhalten die Option, sich diesem Finanzierungsmodell anzuschließen, verzichten dann aber auf Schulgeld. So entsteht die Bürgerschule, die „Privatschule für jedermann“, denn künftig entscheiden die Familien und nicht mehr ihr Geldbeutel über die Schulwahl! Mit der Bürgerschule entsteht eine vielfältige Bildungslandschaft, die den unterschiedlichen Talenten und Bedürfnissen unserer Kinder gerecht wird. Bürgerschule heißt faire Bildungschancen für alle!

Mieke Senftleben ist bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion

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