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Berlin: Posthume Ehrung für umstrittenen Erzbischof Dyba

Abtreibungsgegner erhielt Preis der Stiftung Humanum

Der umstrittene Erzbischof Johannes Dyba starb vor drei Jahren – doch sein Wirken ist bis heute zumindest in konservativen Kirchenkreisen weiter lebendig. Auf Einladung der in der Schweiz angesiedelten Internationalen Stiftung Humanum hatten sich hundert Anhänger am Sonnabend in der Dominikanerkirche St. Paulus in Moabit versammelt, um Erzbischof Dyba posthum mit dem Augustin-Bea-Preis zu ehren, der mit 25000 Euro dotiert ist.

Dyba war durch seine radikale Gegnerschaft zur Abtreibung und zur Stammzellenforschung, durch sein Engagement für einen Ausstieg aus der staatlichen Schwangerenberatung und seine Ablehnung der Homo-Ehe für viele Lebensrechtsgruppen, Katholiken und Politiker ein großes Vorbild.

Die Laudatio hielt der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe, der auch im Vorstand der CDU/CSU-Fraktion ist. Hüppe kritisierte den Paragraphen 218 und „einen Staat, der Millionen ausgibt, um zu töten“ und lobte Dybas „Kulturkampf für das Leben“. Der Politiker bemühte immer wieder den Vergleich mit dem Dritten Reich und stellte die Forschung mit embryonalen Stammzellen auf eine Stufe mit den grausamen Forschungsexperimenten, die NS-Ärzte an lebenden Menschen vornahmen.

Die medizinische Indikation bei der Abtreibung ist für Hüppe nichts anderes als die „Selektion kranken Erbgutes“, die die Nazis propagierten. Auch die Nazi-Verbrechen hätten auf kleiner Stufe begonnen, so Hüppe, und bei der Vernichtung von Juden und aller Nicht-Deutscher geendet. Die Preisverleihung sei „ein Zeichen, dass solch ein Gesinnungswandel nie wieder stattfindet“.

Das Preisgeld bekommen die Lebensschutzbewegungen „Aktion Lebensrecht für alle“ (Alfa) und „Mütter in Not“. Letztere hat Dyba in Fulda gegründet. Alfa-Vorsitzende Claudia Kaminsky sprach sich ebenfalls gegen Abtreibungen aus: „Das Töten von ungeborenem Leben wird staatlich subventioniert.“ Wolfgang Ockenfels, Dominikaner und Präsident der Humanum-Stiftung, wies darauf hin, dass sich in den Diskussionen um den demographischen Wandel zeige, „dass uns genau die Millionen Kinder fehlen, die wir abgetrieben haben“. Dank Bischof Dyba wird man der Katholischen Kirche nicht vorwerfen können, nichts dagegen unternommen zu haben. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der scheidende Apostolische Nuntius Giovanni Lajolo hatten Glückwünsche geschickt, der Bischof von Eichstätt, Walter Mixa, entsandte eine Vertreterin. Vom Berliner Erzbistum nahm niemand an der Veranstaltung teil. Man wolle sich dazu auch nicht äußern, sagte Bistumssprecher Stefan Förner.

Claudia Keller

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