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Potsdam: Rabbiner-Seminar verabschiedet Absolventen

Drei Studenten des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam erhalten bei einer feierlichen Zeremonie in der Dresdener Synagoge ihre Ordinations-Urkunden. Das Kolleg wird aus privaten und öffentlichen Mitteln gefördert.

Potsdam - Am Donnerstag werden erstmals seit dem Nationalsozialismus wieder Rabbiner in Deutschland in ihr Amt eingeführt. Das 1999 gegründete Abraham Geiger Kolleg will an die lange Ära jüdisch-deutscher Gelehrsamkeit und Rabbinerausbildung vor der NS-Diktatur anknüpfen.

Das Kolleg ist nach eigenen Angaben das erste Rabbinerseminar, das in Deutschland und in Kontinentaleuropa seit dem Holocaust entstand. Namensgeber ist Abraham Geiger (1810-1874), ein prominenter Vertreter des liberalen Judentums. Er hatte 1836 zur Gründung einer Fakultät aufgerufen, die jüdische Tradition und akademische Freiheiten verband.

Zugang zur Deutung heiliger Texte

Entsprechend der liberalen Ausrichtung Abraham Geigers ist das Kolleg unter anderem Mitglied in der Weltunion für Progressives Judentum. Darin sind eine Reihe nicht-orthodoxer jüdischer Organisationen vertreten. Im Gegensatz zur orthodoxen Strömung des Judentums verstehen progressiv-liberale oder auch konservative Juden die biblischen Fünf Bücher Mose (Thora genannt) nicht als unwandelbare, abgeschlossene Anweisung. Neue Zugänge zur Deutung der heiligen Texte seien vielmehr in der jüdischen Tradition selbst angelegt, betont der Direktor des Abraham-Geiger-Kollegs, Rabbiner Walter Homolka.

Die gemeinnützige Einrichtung soll laut Eigendarstellung Rabbiner und Rabbinerinnen für Mittel- und Osteuropa ausbilden. Für die fünfjährige Ausbildung werden keine Studiengebühren erhoben. Homolka zufolge macht unter anderem dies die Einrichtung in Potsdam attraktiv für Studenten, die sich ein oftmals kostspieliges Studium im englischen Sprachraum nicht leisten können.

Studium endet mit Magisterabschluss

Derzeit sind Studierende aus Deutschland, Russland, Weißrussland, der Ukraine, Tschechien und Südafrika eingeschrieben. An Angeboten für Interessenten aus französischsprachigen Ländern wird gearbeitet. Die Ausbildung beruht auf drei Säulen. Das akademische Studium der künftigen Rabbiner endet mit einem Magisterabschluss der Uni Potsdam. Darüber hinaus gibt es eine psychosoziale Betreuung während der vorgeschriebenen Praktika. Und schließlich stehen den Studenten erfahrene Rabbiner als Mentoren zur Seite. (tso/AFP)

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