zum Hauptinhalt

Potsdamer Anschlag: Deutsch-Äthiopier womöglich für Wochen im Koma

Von dem am Ostersonntag in Potsdam schwer verletzten Deutsch-Äthiopier sind derzeit keine Hinweise auf den Tathergang zu erwarten. Eine Besserung seines Zustands ist kaum absehbar; das Koma könnte noch Wochen andauern.

Potsdam - Der bei einem brutalen Angriff schwer verletzte Deutsch-Äthiopier in Potsdam wird möglicherweise noch längere Zeit in Lebensgefahr sein. «Es kann durchaus sein, dass dieser kritische Zustand noch über Wochen unverändert so bestehen bleibt», sagte eine Sprecherin des Ernst von Bergmann Klinikums am Mittwoch der dpa. «Es muss aber nicht so sein.» Der 37-Jährige liegt seit dem Übergriff am Ostersonntag im künstlichen Koma. Wann die Bundesanwaltschaft über den Antrag des Anwalts eines der beiden Verdächtigen auf Aufhebung des Haftbefehls entscheidet, ist bislang unklar.

Ein Termin für eine Entscheidung über den Haftprüfungsantrag sei nicht absehbar, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke- Katrin Scheuten. Die Ausländer- und Integrationsbeaufragten in Brandenburg warnten vor einer Bagatellisierung der Tat. Auch wenn noch nicht alle Hintergründe restlos aufgeklärt seien, legten die bisher öffentlich gewordenen Umstände das Tatmotiv Rassismus nahe, hieß es in einer Erklärung. Die Ausländerbeauftragten forderten eine verstärkte Präventionsarbeit, die bereits im frühen Kindesalter einsetzen müsse. Zudem wäre es fatal, bei den Mitteln für Programme gegen Rechtsextremismus zu kürzen.

Der Anwalt des 29-jährigen Verdächtigen, der wie sein 30 Jahre alter mutmaßlicher Komplize wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft sitzt, hatte am Dienstag einen Antrag auf Haftprüfung gestellt. Damit müsse sein Mandant innerhalb von 14 Tagen erneut dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, sagte Anwalt Veikko Bartel. Laut Sven-Oliver Milke, Anwalt des zweiten Verdächtigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch er auf diesem Weg eine Freilassung seines Mandanten erreichen will.

«Eine Entscheidung werde ich aber erst fällen, wenn mir die bisherigen Ermittlungsergebnisse schwarz auf weiß vorliegen», sagte Milke. Die Bundesanwaltschaft habe ihm zugesichert, dass die Akten an diesem Donnerstag bei ihm eingehen werden. Sein Mandant bestreite jegliche Tatbeteiligung. Der 30-Jährige gab an, zum Tatzeitpunkt alleine zu Hause gewesen zu sein. «Er hat zwar kein Alibi, aber er hätte sich eines zurechtlegen können, wenn er der Täter wäre.»

Am Tatort waren an Scherben einer Bierflasche DNA-Spuren gefunden worden, für die laut Bundesanwaltschaft der 30-Jährige als Verursacher in Frage kommt. Nach einem Bericht des «Tagesspiegels» steht für die Ermittler inzwischen «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» fest, dass die Verdächtigen am Tatort waren und auch die Tat begangen haben. So seien die Experten absolut sicher, dass auf dem Mitschnitt der Handy-Mailbox der Ehefrau des Opfers die Stimmen beider Verdächtigen zu hören sind.

Aus Karlsruhe hieß es dazu: Kein Kommentar. «Die Ermittlungen dauern an. Wir wollen keine weiteren Ermittlungsdetails in der Öffentlichkeit diskutieren», sagte Sprecherin Scheuten. Der dunkelhäutige Deutsche hatte bei dem Überfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Generalbundesanwalt Kay Nehm geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

(tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false