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Das Taubenhaus am Potsdamer Platz.

© dpa

Potsdamer Platz: Taubenhaus soll einer Dachterrasse weichen

Das Luxus-Taubenhaus am Potsdamer Platz soll abgerissen werden, weil der neue Investor eine Dachterrasse bauen will. Das ärgert die Tierschützer.

Es ist ein europaweit einmaliges Projekt. Es machte international Schlagzeilen, weil viele Städte unter der Taubenplage leiden. Als Luxus-Taubenhaus oder „City Loft“ wird es bezeichnet. Doch nun soll das erst vor drei Jahren eröffnete Taubenhaus auf dem 70 Meter hohen Renzo-Piano-Gebäude am Potsdamer Platz 11 offenbar wieder abgerissen werden – obwohl dessen Effekt von Fachleuten hochgelobt wird: Der Taubendreck im Quartier sei deutlich reduziert worden, stellten Tierschützer und das Potsdamer Platz Management in der Vergangenheit mehrfach fest.

Der vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano erbaute Forum-Tower am nordöstlichen Ende des Platzes, auf dessen Dach sich die Vogelunterkunft befindet, sei an das kanadische Investmentunternehmen Intertrust Group verkauft worden, hieß es in einer Mitteilung vom Tierschutzverein Berlin und dem Tierschutzbeauftragten des Senats, Professor Horst Spielmann. Die neuen Eigentümer wollten die Volière beseitigen, um Platz für eine große Dachterrasse zu schaffen. Vom Potsdamer-Platz-Management war dazu bislang keine Stellungnahme zu erhalten.

Tauben-Experten kümmerten sich um die Tiere

Das Taubenhaus war 2012 vom Management des Platzes und dem Tierschutzverein gemeinsam in Betrieb genommen worden. Rund 100 000 Euro kostete die aus Metallplatten zusammengeschweißte, acht Meter lange, fünf Meter breite und vier Meter hohe Konstruktion. Das Geld stellten Hauseigentümer am Platz zur Verfügung, die jährlichen Unterhaltskosten von rund 30 000 Euro bekam der Tierschutzverein von den bisherigen Eigentümern des Towers.

Tauben-Experten kümmerten sich dafür um die Tiere, fütterten sie an und erreichten schließlich, dass inzwischen rund 150 Tauben im Schlag leben und dort 68 Nistplätze nutzen. Dadurch landet der meiste Kot der Vögel nicht mehr auf den umliegenden Gebäuden, sondern im Haus und kann entsorgt werden. Außerdem lässt sich die Taubenpopulation tierschutzgerecht eindämmen, indem regelmäßig echte Eier durch Gipseier ersetzt werden.

Aus Sicht des Berliner Tierschutzbeauftragten würde eine „ersatzlose Beseitigung des vorbildlichen Taubenhauses“ gegen das Tierschutzgesetz verstoßen und „den Interessen des Potsdamer Platzes zuwiderlaufen“. Die für Tierschutz zuständige Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, Sabine Toepfer-Kataw, bot Vermittlungsgespräche an. Dabei müsse zumindest ein neuer Standort in der Nähe gefunden werden.

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