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Knabbern genüsslich am Tofu-Spieß: Die Herren vom Vegetarierbund haben Fleischhungrige hereingelegt.

© dpa

PR-Schwindel: Wenn Vegetarier den Kannibalen mimen

Immer wieder war in den letzten Wochen von der Eröffnung eines Menschenfleisch-Restaurants in Berlin die Rede. Jetzt entpuppte sich das Ganze als PR-Aktion.

Sebastian Zösch hält einen Tofuspieß in der Hand und strahlt in die Kameras. Ein bisschen erinnert der Geschäftsführer des deutschen Vegetarierbundes an einen kleinen Jungen, der sich diebisch über einen Streich freut. Die Meldung, in der Innenstadt wolle ein Menschenfleisch-Restaurant eröffnen, hatte seit Wochen Aufmerksamkeit erregt. Am Donnerstag gab sich der Vegetarierbund als Urheber der Aktion zu erkennen. Zwar glaubten auch vorher viele an einen PR-Gag, das Echo war trotzdem enorm: Die vermeintliche Restauranteröffnung schaffte es weltweit in 130 Zeitungen.

Ziel der Vegetarier war es, auf die negativen Auswirkungen des Fleischkonsums aufmerksam zu machen – laut Zösch gehören dazu etwa der Klimawandel, Tierseuchen und Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck. Dazu veröffentlichte der Vebu im Internet Videos, versteigerte auf Ebay angebliche Menschenfleischpastete und suchte in Annoncen nach „freiwilligen Spendern“ und „aufgeschlossenen Chirurgen“. Inzwischen ist klar: Ein Restaurant wird es nicht geben, auch kein vegetarisches. Der Vebu warb mit der Aktion für sein neues Büro in Friedrichshain. In dem vermeintlichen Restaurant sollte Menschenfleisch nach Art der Wari, brasilianischer Ureinwohner, zubereitet werden. Der kolportierte Name „Flimé“ steht für „Fleisch isst Menschen“. Der Vorsitzende des Deutschen Rates für Public Relations, Richard Gaul, nannte die Aktion „geschmacklos“.

Anne-Sophie Lang

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