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Berlin: Prachtvolle Demonstration

Ein großes Fest, dann viele kleine: Bis tief in die Nacht wurde der Christopher Street Day gefeiert

Schon am Sonntagmorgen erinnerte im Tiergarten und auf der Straße des 17. Juni keine Glasscherbe, keine Plastikflasche mehr an die zehntausenden Feiernden vom Vortag. Den bunten Wagen der ChristopherStreet-Day-Parade waren umgehend die orangefarbenen Kehrmaschinen der BSR gefolgt, spülten und spritzten den Müll zusammen, dann nahmen Straßenfeger ihn auf. Wer dem Umzug schon am Abend mit einigem Abstand folgte, hätte meinen können, nichts sei gewesen – bis er die große Open-Air-Party an der Siegessäule erreichte, auf der noch bis Mitternacht gefeiert wurde.

Mehr als 400 000 Schwule und Lesben, Trans-, Metro- oder Blümchensexuelle hatten nach Veranstalterangaben am Nachmittag an der Parade zum CSD teilgenommen, tanzend, laufend oder am Straßenrand neugierig zuschauend. „Eine machtvolle Demonstration für die Gleichberechtigung“ nannte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit den Umzug bei der Abschlusskundgebung vor der Siegessäule. Aggressivere Töne schlug Volker Beck an, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, der mit Blick auf jüngste Äußerungen des Papstes über Homosexualität sagte: „Der Benedikt soll endlich aufhören, uns dauernd zu beleidigen und unsere Liebe in den Dreck zu ziehen. Wir brauchen keine Hassprediger!“

Überwiegend aber war es ein fröhliches, friedliches Fest, das auch durch Regenfälle am Nachmittag kaum getrübt wurde und sich bis tief in die Nacht in vielen prallgefüllten Clubs und Bars, Kneipen und Szenecafés fortsetzte. Der Arbeiter-Samariter-Bund hatte 160 Teilnehmer behandeln und 47 in Krankenhäuser bringen müssen. Die meisten hatten sich Schnittverletzungen zugefügt, sagte der Einsatzleiter der Sanitäter, Sebastian Evard. Auch zahlreiche Tänzer, die mit den Füßen umgeknickt waren, mussten versorgt werden. Zwei offenbar alkoholisierte Männer seien von einem Wagen gestürzt und verletzten sich ebenfalls.

Die Polizei nahm am Rande der Veranstaltung acht Männer vorläufig fest. Ihnen wird Körperverletzung, Beleidigung und Drogenbesitz vorgeworfen. Vier weitere mussten wegen des Verdachts, Drogen genommen zu haben, zur Blutentnahme. Ein Polizist wurde durch einen Tritt am Bein verletzt. Er unterstützte einen Kollegen, der am Schöneberger Ufer in Tiergarten den Verkehr regelte und dem zwei Männer seinen weißen Mantel gestohlen hatten. Den hatte er wegen der Hitze ausgezogen und über ein Geländer gelegt. Die beiden Diebe wollten ihre Beute jedoch nicht zurückgeben und traten zu. Sie wurden überwältigt und mussten zur Blutentnahme. clk/how/weso

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