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Poker Face. Diesen Song von Lady Gaga würde Schneider als Nationalhymne hören, „die alte ist ja schon so abgenudelt”, sagt er. Der Musiker präsentierte noch mehr Ideen und Gedanken bei seiner traditionellen Pressekonferenz. Foto: dpa/Jens Kalaene

© dpa

Berlin: Präsident an der Panflöte

Helge Schneider spielt Staatschef, singt eine Internationalhymne und witzelt unter der Osterhasenflagge. Nur um seine neue Show ging’s mal wieder nicht

Jetzt ist es passiert. In seinem agitatorischen Eifer wirft der neue Präsident die drei Masten mit den beiden Deutschlandflaggen und der Flagge des Osterhasen um. Stocksteif und hilflos steht er da und ruft mit heiserer Stimme: „Katastrophe!” Doch dann werden die Masten wieder aufgestellt, der Präsident fängt sich mit einem Schulterschütteln und stimmt auf seiner Melodica, die er aus seiner weiten Jeanshose zieht, das Lied vom Tod an.

Wenn Helge Schneider wie am Dienstagnachmittag zur „Fressekonperenz” in den Admiralspalast lädt, geht es dort traditionell um fast alles, nur nicht um die neue Show, mit der Schneider erst in rund vier Monaten, vom 31. März bis 24. April, im Admiralspalast unter dem Titel „Buxe voll” gastiert. Diesmal erscheint der 55-Jährige also als Präsident, mit Cowboyhut, Lederjacke und einer Jeansbuxe voller Musikinstrumente wie Ukulele, Melodica und Flöte. Neben den zwei deutschen und der Osterhasen-Flagge ist sein Rednerpult auch von zwei amerikanischen und einer türkischen Flagge umstellt. Der Präsident des intelligenten Klamauks weiß genau, was er dem Weltfrieden und seinen Fans schuldig ist.

Auch eine neue Nationalhymne möchte er an diesem Tag gern komponieren. „Die alte ist ja schon so abgenudelt”, meint Schneider. Am besten sei ja sowieso eine Internationalhymne für die ganze Welt, und Schneider schlägt erst „Mahna Mahna“ von den Muppets vor, um dann aber lieber doch „Poker Face” von Lady Gaga zu wählen, das er dann anstimmt – gackernd. Nicht jeder kann etwas mit diesem kindlich-anarchischen Humor und Schneiders gepflegtem Pommesbuden-Deutsch anfangen, doch dass der Komiker aus Mülheim an der Ruhr ein musikalisches Multitalent ist, kann niemand bestreiten. Er war „Klavierspieler des Jahres 2008”, hat sich im Juli mit dem kanadischen Weltrekord-Pianisten Jason Charles Beck alias Gonzales, der zeitweise in Berlin lebte, ein Klavierduell geliefert und hat unter anderem ein Musical für das Schauspielhaus Bochum komponiert. Seine Konzerte sind eine wilde Mischung aus Clownerie, Parodie und hochkarätigen, oft jazzigen Musikstücken, bei denen er selbst meist Klavier spielt und in seiner neuen Show unter anderem von Gitarrist Sandro Giampietro und Kontrabassist Rudi Contra begleitet wird.

Schneider lässt es sich dann auch nicht nehmen, sein musikalisches Ausnahmetalent auf der „Fressekonperenz” in einem gewagten Experiment zu demonstrieren und spielt dafür auf seiner Panflöte ein Paar Töne „Ihr Kinderlein kommet“ an. Zwischendurch trinkt er drei Gläser Wasser, knabbert am Spekulatius – „das kommt ja gar nicht von Speck!” – und erzählt so viel Blödsinn, dass es nicht leicht ist, die wenigen, vielleicht ernstgemeinten Sätze herauszuhören. Das Versprechen, seinen Fans, die ihn teilweise nun schon seit dreißig Jahren begleiten, wieder eine Show zum Lachen und Mitsingen zu bieten, gehört sicherlich dazu. Also dürfen sie sich im Frühjahr – auch wenn der Improvisationskünstler Schneider selbst noch gar nicht weiß, was in seiner neuen Show passiert – vermutlich auf Klassiker wie „Katzeklo”, „Der Telefonmann“ und „Mörchenlied“ freuen. Gern beantwortet der Schelm des sinnigen Unsinns, als Präsident medienkompetent wie nie, auch alle Fragen der anwesenden Journalisten. Wie ihm denn Berlin gefalle, zum Beispiel. „Ganz hervorragend“, sagt Schneider. Berlin sei neben Tokio, Mailand und Wiesbaden eine der schönsten Städte der Welt. Nur was Weihnachtsgeschenke angehe, habe er hier beim Bummeln leider noch kein einziges gefunden. Und auch auf die Frage, ob er wie Johannes Heesters mit 107 Jahren ebenfalls noch auf der Bühne stehen wolle, hat Schneider ohne lange zu faxen eine ganz pragmatische Antwort parat: „Mit 107 Jahren möchte ich auf der Bühne liegen.”

31. März bis 24. April 2011. Admiralspalast, Friedrichstraße 101. 18 bis 44 Euro. Eintrittskarten sind erhältlich auf der Internetseite www.berlin-ticket.de

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