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Berlin: Praktikantin ließ irrtümlich Bäume fällen

50 Jahre alte Eschen wegen Amtsfehlers abgeholzt

Ausgerechnet das Reinickendorfer Gartenbauamt hat in der vergangenen Woche mitten im Landschaftsschutzgebiet Tegeler Fließ in Lübars zehn alte Eschen fällen lassen. Mitarbeiter der von empörten Anwohnern alarmierten Behörde, die auch für den Naturschutz im Bezirk zuständig ist, erlebten eine unangenehme Überraschung. Die eigenen Kollegen hatten die Rodung veranlasst, weil eine Praktikantin die wertvollen Bäume mit wertlosem Wildwuchs verwechselt hatte. Die Bäume waren 50 bis 60 Jahre alt und hatten einen Umfang zwischen 1,10 und 1,90 Meter. Jetzt ist das Amt um Ausgleichsmaßnahmen bemüht.

Anwohner waren durch die Rodungsarbeiten zwischen Benekendorffstraße und Tegeler Fließ aufgeschreckt worden. Das Wäldchen ist als Rückzugsgebiet für Rotwild bekannt. Erst als das Gartenbauamt auf Nachfragen die Aktion überprüfte, stellte sich der peinliche Irrtum heraus. Da war die Fällung bereits abgeschlossen.

Bereits vor anderthalb Jahren hatte eine Praktikantin die Eschen für ähnlich aussehende Götterbäume gehalten, so Amtsleiter Rüdiger Zech. Weil diese für die Gegend untypisch sind, wurde jetzt von der Behörde angeordnet, die vermeintlichen Götterbäume im Rahmen der üblichen Pflegearbeiten zu beseitigen. Überprüft hatte die Angaben der Praktikantin niemand, musste Zech einräumen. Sonst wäre vermutlich aufgefallen, dass die besonders wärmebedürftigen Götterbäume im kalten Tegeler Fließ überhaupt nicht gedeihen können.

Die Praktikantin ist Anfang 20 und Studentin der Technischen Universität. Es sei durchaus üblich, Praktikanten auch allein loszuschicken, sagte Zech. Schließlich seien sie nicht unerfahren. Es handele sich um Studenten der Landespflege, die in der Regel bereits nach dem Abitur eine Grundausbildung absolviert haben. Das Praktikum in Ämtern oder Firmen dauert dann drei Monate.

„Es wurden zehn ziemlich alte Eschen gefällt, die dort ausgesprochen hingehörten“, bedauert Hans-Jürgen Stork, Beisitzer im Vorstand des Naturschutzverbandes Nabu. Seinerzeit hatte die Organisation dem vom Gartenbauamt vorgelegten Pflegeplan zugestimmt. Man habe der Behörde geglaubt, dass tatsächlich nur landschaftsuntypischer Wildwuchs beseitigt werden sollte, so Stork. Überprüft hatte man die Angaben damals aber nicht und wurde ebenfalls erst nach Beginn der Fällungen misstrauisch. Jetzt äußerte Stork sein Missfallen über den leichtfertigen Umgang des Amtes mit dem Schutzgebiet. Es gelte nun, durch die Neupflanzung von Eschen und anderen, in die Landschaft passenden Gehölzen die ökologische Wertigkeit des „stark ausgelichteten“ Wäldchens wieder herzustellen. Bei der entsprechenden Planung wolle man die Behörde gerne unterstützen.

„So etwas kann passieren, darf aber nicht passieren“, sagte Amtsleiter Rüdiger Zech. Zum Frühjahr werde man gemeinsam mit dem Nabu einen Sanierungsplan aufstellen. Dazu gehöre dann auch die Nachpflanzung neuer Eschen. Da die Bäume aber nur langsam wachsen, plane man weitere Maßnahmen, um die Fläche insgesamt aufzuwerten. Rainer W. During

Rainer W. During

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