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Berlin: Pralinen zum Anziehen

Von Vivien Leue Nackte Haut, wohin man sich auch wendet. Halb bekleidete Frauen rennen durch den Raum, überall stehen vollbehängte Kleiderstangen.

Von Vivien Leue

Nackte Haut, wohin man sich auch wendet. Halb bekleidete Frauen rennen durch den Raum, überall stehen vollbehängte Kleiderstangen. Mittendrin die Studenten der Kunsthochschule Weißensee. Sie wollen ihren Kreationen den letzten Schliff verpassen. Hier noch eine Stecknadel, dann ab zum Schminken. Im Kesselhaus der Kulturbrauerei herrscht unterdessen angespannte Stimmung. Alle starren auf den bläulich-weiß beleuchteten Laufsteg. Eltern und Geschwister der jungen Modemacher sind gekommen, Kommilitonen, Freunde oder Interessierte.

Neben fünf Diplomanden stellen hier Studenten des zweiten bis vierten Studienjahres ihre neuesten Projekte vor. Unter dem Motto „Säule und Viereck“ laufen die Models in weiße, fließende Stoffe gehüllt über den Steg. Fast scheien es als würden die aufwendigen Kreationen von den grazilen Körpern der Frauen fließen, so zart ist der Stoff, so locker die Verarbeitung.

Ganz anders die „Spanische Hofmode": Streng geschnürte Korsetts, weit ausfallende Röcke. Das Projekt „Neo-Nomade“ stellt dann endlich auch den Mann in den Mittelpunkt. Der moderne Nomade trägt verwandlungsfähige Mode, gemacht für alle Eventualitäten des täglichen Lebens. Da wird ein Rollkragenpullover schnell zum Kleid, und Jacken lassen sich in Umhänge verwandeln. Lässige Hosen, elegant inszeniert.

Schwarz und Weiß sowie Erdtöne in allen Nuancen dominieren. Erst gegen Ende der Show, mit den Kreationen des Projektes „Wunderland“, mischen sich endlich auch schrille Farben von kräftigem Rot über Orange, Blau und Grün dazwischen. Gesine Gammert zeigt eindrucksvoll, wie man auch mit einfachen Tönen große Effekte erzielen kann. Ihre Diplomarbeit heißt „Praline“ und so sehen die Kleider auch aus: Farben von Schokobraun über milchiges Weiß bis hin zu Trüffelcreme.

Insgesamt war es eine perfekte Show. Models, Kleider, Licht und Musik, alles war aufeinander abgestimmt. Viele Kleidungsstücke waren so extravagant, so avantgardistisch und verrückt, dass sie zum Nachdenken anregen mussten. Es war nicht unbedingt tragbare Mode, die hier über den Laufsteg ging, aber sie war gewiss einfallsreich und anspruchsvoll.

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