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Berlin: Preiswerter Luxus

Die Berliner Spitzenhotels sind nicht teuer. Zur Weltmeisterschaft soll sich das ändern

Ins Schwärmen gerät der eher bedächtige Unternehmensberater Stephan Gerhard, wenn er vom „Grand Hotel de Rome“ der Rocco-Forte-Gruppe spricht – oder über die Hotelpläne für das unter dem Namen „Haus Cumberland“ bekannte frühere Gebäude der Oberfinanzdirektion am Kurfürstendamm. Das eine der beiden Luxushotels der absoluten Spitzenklasse ist gerade Unter den Linden im Bau. Und für das frühere Haus Cumberland am Kurfürstendamm soll es endlich ernsthafte Gespräche mit neuen Hotelbetreibern geben.

Dass die nicht ganz so schnell vorankommen, liegt auch daran, dass sich die Berliner Hoteliers nicht so richtig entspannen können: „Nur“ 83 Euro für ein Zimmer in Vier- bis Fünf-Sterne-Häusern bekamen sie im Schnitt 2005. Das waren zwei Euro weniger als 2004 und ähnlich viel wie in Essen im Ruhrgebiet bezahlt wird. „In Berlin wird einfach zu viel gebaut“, sagt Treugast-Chef Gerhard. Rund 5000 neue Betten seien 2005 hinzugekommen; jetzt sind es 49 000 insgesamt – heißt es in der Treugast-Studie. Rechnet man alle „Beherbungsbetriebe“ zusammen, seien es sogar rund 84 000. Das steigende Angebot drückt die Preise.

Das soll sich in wenigen Wochen ändern. Die Branchenexperten erhoffen sich von der Fußballweltmeisterschaft viele neue Gäste und steigende Preise. Die Hoffnung gründet sich nicht nur auf die Fußballbegegnungen selbst, sondern auch auf das Rahmenprogramm: 48 Veranstaltungen rund um das Großereignis sind in Planung, darunter eine Fußballrevue in der Staatsoper, ein Pop-Festival mit Bands aus 43 Nationen und eine Ausstellung im Olympia-Stadion zum „Missbrauch von Sport“ durch die Politik. „Mit der WM kommen die Hotels aus der Preiskrise“, hofft Gerhard.

Erst nach dem WM wird das neue Grand Hotel de Rome fertig. Dennoch haben deren Betreiber weltmeisterliche Pläne: Sie wollen dem Adlon am Pariser Platz den Rang ablaufen. Das von Kempinski geführte Adlon gilt bei vielen Berlin-Besuchern bisher als das Maß aller Dinge. Hier, aber auch im Ritz Carlton am Potsdamer Platz, zahlen Gäste die höchsten Preise für eine Übernachtung. Mindestens so viel Geld werden Zimmer im Grand Hotel de Rome kosten.

In der Branche werden dem ehrgeizigen Vorhaben der Rocco-Forte-Gruppe durchaus Chancen eingeräumt – man warnt aber auch vor schlechten Erfahrungen bei ähnlich ambitionierten Hoteliers: Das „Four Seasons“ nahe dem Gendarmenmarkt wollte auch schon mal neue Maßstäbe setzen, durch erstklassige Küche und bequeme Lounges mit Kaminfeuer. Doch die Preise waren nicht auskömmlich: Der Hotel-Betreiber kündigte den Pachtvertrag und gab das Haus auf.

Vielleicht war es einfach zu früh, mutmaßt der Branchenexperte Gerhard. Der Rückzug des Four Seasons erklärt er damit, dass in Berlin die deutschen Gäste in der Mehrzahl sind – und diese zahlen nicht jeden Preis. Doch allmählich wendet sich das Blatt: Immer mehr Besucher aus dem Ausland kommen in die deutsche Hauptstadt. Vor allem die Briten haben Berlin entdeckt, Amerikaner sind gerne hier und Italiener auch. Weil Berlin angesagt ist, stieg der Anteil ausländischer Gäste um 19 Prozent auf über 1,2 Millionen im vergangenen Jahr.

Deshalb sind inzwischen fast alle großen internationalen Hotelketten mit Häusern in Berlin vertreten. Im neusten „Hotel–Ranking“ von Treugast, das heute am Rande der ITB vorgestellt wird, wird die Hotelkette „Marriott“ zur Nummer 1 gekürt. In und um Berlin betreibt der Konzern vier Häuser: Das „Berlin Marriott“ am Potsdamer Platz und die Courtyards in Köpenick, Kreuzberg und Teltow.

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