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Prenzlauer Berg: Kurt-Tucholsky-Bibliothek öffnet ab April wieder

Mit mehr als 4000 Unterschriften von Anwohnern und dem Engagement des Vereins Pro Kiez wurde die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in Berlin Prenzlauer Berg gerettet. Ehrenamtlich wird die Bücherei nun weiter betrieben.

Die Pappschilder mit dem Schriftzug „Besetzerbüro“ kann Peter Venus vom Verein Pro Kiez Bötzowviertel bald abhängen. Der Einsatz für den Erhalt der Kurt-Tucholsky-Bibliothek in Prenzlauer Berg hat sich gelohnt: Ab April kann der Verein den Betrieb übernehmen und die Bibliothek in Eigenregie wieder öffnen. Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Mittwoch. Zunächst 14 Öffnungsstunden in der Woche verspricht Venus. Der Bezirk stellt weiter Räume und Sachmittel bereit.

Mehr als 4000 Unterschriften sammelte Pro Kiez dafür, Autoren wie Thomas Brussig lasen zugunsten der Einrichtung an der Esmarchstraße. Um die dort integrierte Kinderbibliothek „Nobi“ zu retten, schlugen Fünfjährige mit Kochlöffeln und Töpfen öffentlich Krach. Ende November 2007 war das. Damals wurde die Schließung zum Jahresende bekannt. Daraufhin besetzten Bürger die Bibliothek und gründeten erst die Initiative, dann den Verein Pro Kiez.

Hinter der frohen Kunde steckt ein berlinweites Dilemma. Der Senat weist den Bezirken seit Jahren immer weniger Geld zu, Kiezbüchereien stehen deshalb auf der Kippe. Die Thomas-Dehler-Bibliothek in Schöneberg zum Beispiel gibt es nur noch, weil ein Verein sie weiterführt. Auch in Pankow gibt es einen ähnlichen Fall: In Wilhelmsruh betreibt der Verein „Leben in Wilhelmsruh“ die Stadtteilbibliothek, die im Herbst 2004 schließen musste. Weil jetzt abermals 800.000 Euro im Kulturetat fehlten, machte das Bezirksamt Ende Dezember unter anderem die Tucholsky-Bibliothek und die Bibliothek Eliashof zu. Schweren Herzens, wie Kulturstadtrat Michail Nelken (Linke) auf der BVV noch einmal bekräftigte. Falls Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wieder mehr Geld geben sollte, könnte der Bezirk die Tucholsky-Bibliothek auch wieder von Profis leiten lassen. Jetzt werden erst einmal zehn Ehrenamtliche im Umgang mit dem Katalog des stadtweiten Bibliotheksverbunds geschult. (wek)

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