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© Steinert

Prenzlauer Berg: Schatten vorm Balkon

In der Hufelandstraße streiten sich Anwohner über eine neue Begrünung mit hochwachsenden Platanen. Dabei hat die Bezirksverwaltung in der Bepflanzung des Viertels schon einmal einen Kompromiss eingehen müssen.

Stadtmenschen sehnen sich nicht selten nach einigen Bäumen, die etwas Grün in ihre Straße bringen und im Sommer Schatten spenden. Ausgerechnet im Bötzowviertel im politisch überwiegend grünen Prenzlauer Berg ist das nicht unbedingt so: Die Anwohner der Hufelandstraße streiten derzeit untereinander über ein gutes Dutzend Platanen, die der Bezirk dort pflanzen will – und dieser Konflikt trägt inzwischen eigenwillige Züge. Gleich zwei Bürgerinitiativen haben sich im Kiez formiert: Die Mitglieder von „Erhalt der grünen Vielfalt“ fürchten um ihre Lebensqualität. Durch die hohen Bäume käme weniger Sonne in ihre Wohnungen und auf ihre Balkone, sind sie überzeugt. Das Bündnis „Hohe Bäume für heiße Sommer“ fordert hingegen möglichst viele Platanen vor der eigenen Haustür.

Die Bezirksverwaltung wird von den Anwohnern mal in die eine, mal in die andere Richtung getrieben. Ursprünglich wollte sie auf der nördlichen Seite der Straße 20 stattliche Platanen einsetzen, wie sie auch schon den gegenüberliegenden Teil zieren. Wie vor vielen Jahren sollte die Hufelandstraße dadurch wieder den Charakter einer Allee erhalten. Wegen der Proteste der ersten Initiative beschloss das Umweltamt schließlich, nur 16 Bäume zu pflanzen. Jetzt zeigte sich aber auf einer Bürgerversammlung, dass die Platanenfreunde im Kiez mittlerweile deutlich in der Mehrheit sind. Sie wünschen sich „in dieser Steinwüste“, wie eine Anwohnerin das Viertel nannte, möglichst viel Grün – am liebsten im Abstand von zehn Metern.

So weit lässt sich der von der Behörde in Pankow erarbeitete Kompromiss wohl nicht mehr zurückschrauben. „Wir können nicht das ganze Geld für ständige Umplanungen ausgeben“, sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Bezirksstadtrat für öffentliche Ordnung. Für insgesamt 250.000 Euro werden an der Hufelandstraße bereits die Bürgersteige verbreitert; am unteren Ende an der Greifswalder Straße laufen schon die Bauarbeiten. Dort werde in diesem Frühjahr definitiv alle 20 Meter ein Baum gepflanzt, sagt Kirchner. Möglicherweise lässt sich für den übrigen Abschnitt noch ein geringerer Abstand von 15 Metern durchsetzen. „Wir prüfen das, aber mit wenig Aussicht auf Erfolg“, meint Kirchner. In jedem Fall kommen Platanen, die bis zu 20 Meter hoch wachsen, und nicht kleinwüchsige Zierkirschbäume, wie es „Erhalt der grünen Vielfalt“ einst vorgeschlagen hatte.

Bereits im vergangenen November rissen Bauarbeiter die Blumenkübel ab, die dort auf der Nordseite seit DDR-Zeiten standen. Damals machten in erster Linie noch die Platanengegner mobil gegen botanische Monokultur – und gegen zu viel Schatten. „Ein Jahr lang sind wir für unsere Pläne beschimpft worden“, klagt Kirchner. „Die Wende um 180 Grad kommt jetzt leider ein bisschen spät.“

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