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Berlin: Preußenherrscher unerwünscht

Das Standbild des Königs in Letschin wurde seit Kriegsende immer wieder auf- und abgebaut.

Äußerlich deutet am berühmtesten Brandenburger Friedrich-Denkmal im kleinen Letschin nichts auf die vielen Blessuren der vergangenen Jahrzehnte hin. Stolz schaut der König mit seinem typischen Dreispitz auf dem Kopf und gestützt auf seinen Spazierstock in die Ferne. Der Granitsockel und die ihn umgebene Grünanlage vermitteln den Eindruck, das Denkmal stehe schon seit ewigen Zeiten hier. Dabei liegt der letzte Umzug gerade einmal vier Jahre zurück, als im Ort ein Kreisverkehr gebaut wurde. Da musste die 580 Kilogramm schwere Skulptur ihren Standort nur um einige Meter verlegen. Viel dramatischer verlief ihr Schicksal nach dem Kriegsende 1945.

„Da waren echte Husarenstücke dabei“, sagt Wolfgang Bartsch, Wirt in der Kneipe „Zum Alten Fritz“ gegenüber dem Denkmal. Bartsch hat eine kleine Museumsstube eingerichtet, in der amtliche Dokumente, Zeitungsausschnitte, Zeitzeugenberichte und viele Fotos schier unglaubliche Geschichten erzählen.

Während das 1905 aufgestellte Denkmal die schweren Kämpfe zum Kriegsende weitgehend unbeschadet überstanden hatte, riss ein Ochsengespann eine Woche nach der Kapitulation im Mai 1945 die Skulptur vom Sockel. Bis heute wird gerätselt, ob der sowjetische Kommandant oder aber übereifrige Kommunisten dahintersteckten. Danach lieferten sich mehrere Letschiner mit der Ortspolizei und ihren Helfern ein Katz-und Maus-Spiel, in dem das Friedrich-Standbild immer mal wieder auftauchte und wieder verschwand. Diesem Spuk wollte die Obrigkeit ein Ende setzen, sie wollte das nun zum „Symbol des Militarismus“ erklärte Denkmal einschmelzen. Doch die Gießerei in Frankfurt/Oder verweigerte im Frühjahr 1947 die Annahme. So kehrte die Skulptur zurück.

Noch ein paar Mal stand sie danach für wenige Stunden im Ort, zuletzt in der Nacht vor dem großen Festumzug zur 650-Jahr-Feier 1986. Neun beherzte Letschiner, darunter Wolfgang Bartsch, holten die schon leicht lädierte Skulptur aus ihrem Versteck in einer Scheune und stellten sie auf dem Dorfplatz auf. Noch in der Nacht rückten die „Sicherheitsorgane“ an und schleppten Friedrich wieder ab. Erst seit dem 2. Juni 1990 steht das Denkmal wieder im Mittelpunkt des Dorfes. Ste.

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