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Berlin: Preußischer Prinz kauft Königliche Porzellan-Manufaktur

Ein Urenkel des letzten deutschen Kaisers will das verlustreiche Berliner Unternehmen sanieren – der Senat muss noch zustimmen

Berlin - Die Verkaufsverhandlungen um die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) stehen offenbar vor dem Abschluss. Es deutet sich ein Verkauf an Franz Wilhelm Prinz von Preußen an, den Urenkel des letzen deutschen Kaisers Wilhelm II. Dies wurde dem Tagesspiegel am Freitag aus Senatskreisen bestätigt. Über den Kaufpreis war nichts zu erfahren.

Die 1763 gegründete KPM gehört der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) und macht hohe Verluste. Im vergangenen Jahr verbuchte die Porzellan-Manufaktur bei einem Umsatz von 9,58 Millionen Euro ein Minus von 3,15 Millionen Euro. Das Verkaufsverfahren hatte die KPM im Juli gestartet. Zuletzt waren von ursprünglich 20 Bietern nur noch „eine Hand voll aussichtsreicher Kandidaten“ im Rennen, sagte der Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft O&R Corporate Finance, Wolfgang Essler, dieser Zeitung. O&R war von der IBB mit dem Verkaufsverfahren beauftragt worden.

Zu den Interessenten gehörte neben dem Prinzen von Preußen auch ein institutioneller Anleger aus Deutschland. Zuletzt war im November der Berliner „Stadtmöbel“-Unternehmer Hans Wall aus dem Wettbewerb ausgestiegen. Er hatte nach eigenen Angaben 3,2 Millionen Euro für die Porzellan-Manufaktur geboten.

Zum aktuellen Stand der Kandidatenauswahl wollte sich O&R-Geschäftsführer Essler gestern nicht äußern. Ein Vertreter des Prinzen von Preußen war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Perfekt wird der Verkauf erst, wenn der Senat und die Gremien der IBB zustimmen. Die Landesregierung könnte sich auf ihrer Sitzung am nächsten Dienstag mit dem Thema befassen. Ausschlaggebend für den Zuschlag könnte gewesen sein, dass der Prinz von Preußen im Laufe des Verfahrens seine Bereitschaft erklärt hatte, auch die Immobilien der KPM zu übernehmen. Diese sind im Besitz des landeseigenen Unternehmens GSG. Dem Vernehmen nach plant er in der Nähe der KPM-Sitzes am S-Bahnhof Tiergarten auch ein Hotel. Die Herstellung und der Kauf des hochwertigen Porzellans sollen eine Touristenattraktion werden.

Einer der Gründe für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Traditionsunternehmens liegt darin, dass es immer weniger Fachgeschäfte mit zahlungskräftiger Kundschaft gibt. Gleichwohl hatte ein Gutachten der Unternehmensberatung KPMG der Porzellan-Manufaktur gute Sanierungschancen bescheinigt. Experten raten zu einer Strategie, die den Luxus-Markt im Auge hat.

Problematisch bei den Verkaufsverhandlungen war die Frage, wer die Pensionszahlungen für die 170 KPM-Mitarbeiter bei der öffentlichen Versorgungskasse VBL übernimmt. Dabei handelt es sich um 10 bis 15 Millionen Euro, für die nach Vorstellung des Senats der Käufer aufkommen sollte – sonst müssten sie aus der Landeskasse gezahlt werden.

Mit dem Verkauf an den Prinzen von Preußen würde die Königliche Porzellan-Manufaktur in den Besitz der Gründerfamilie zurückkehren. 1763 hatte Friedrich II. die Porzellanmanufaktur des Berliners Johann Ernst Gotzkowsky für 225 000 Reichstaler erworben und sie zum Lieferanten für die Schlösser in Potsdam und weitere europäische Höfe gemacht. Spätestens in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die KPM zu einer der führenden Porzellanmanufakturen in Europa. 1918 wurde sie in Staatliche Porzellan-Manufaktur umbenannt, doch seit 1988 trägt die KPM wieder ihren ursprünglichen Namen.

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