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Noch fahren in Hennigsdorf nur Schienenbusse aus DDR-Zeit.

© Jörn Hasselmann

Prignitz-Expreß ab Dezember in Fahrt: In 37 Minuten von Hennigsdorf nach Neuruppin

Der Prignitz-Expreß nach Neuruppin kommt mit einjähriger Verspätung nun in Fahrt.

Heute erst soll der letzte Planfeststellungsbeschluß vorliegen. Im Dezember diesen Jahres sollen nagelneue Triebwagen Hennigsdorf in nur 37 Minuten mit der Fontanestadt verbinden; und dies im Ein-Stunden-Takt. Früher brauchten die Ferkeltaxen 83 Minuten. Die 48 Kilometer lange Strecke wird für Tempo 120 ausgebaut. In Hennigsdorf allerdings ist Schluß mit dem Tempo. Reisende können dort umsteigen in die im Dezember 1998 bis Hennigsdorf verlängerte S-Bahn-Linie25. Von Hennigsdorf nach Friedrichstraße braucht die S-Bahn 32 Minuten, hinzu kommen ein paar Minuten zum Umsteigen. Wer bis Spandau oder Charlottenburg will, kann in den knallroten "GTW2/6"-Triebwagen sitzen bleiben und über den Außenring in weiteren 34 Minuten in die westliche City gelangen. Von Neuruppin bis Charlottenburg braucht die Regional-Expreß-Linie6 dann insgesamt 71 Minuten. Wann die Triebwagen parallel zur S-Bahn auf der Vorkriegstrasse direkt bis Gesundbrunnen oder zum Nord-Süd-Tunnel fahren, ist weiter unklar. Für Pendler wäre dies am attraktivsten. Ursprünglich sollte der RE6 schon 1997 rollen, daraus wurde 1998, später Mai 1999, zuletzt September. Wer sich vor wenigen Tagen den Zustand der Gleise zum Beispiel am Damm über den Neuruppiner See ansah, wußte, daß auch der letzte angekündigte Termin niemals gehalten werden konnte. Seit vier Jahren fährt zwischen Bahnhof Zoo und Neuruppin nur noch ein DB-Bus über die A24 nach Neuruppin. Gestern nun hat die Deutsche Bahn einen detaillierten Zeitplan vorgelegt, Peter Debuschewitz, Chef der Berliner Niederlassung DB Netz, versprach, daß der RE6 sich im Dezember in Bewegung setzt. "Nur katastrophaler Dauerregen kann uns noch bremsen", sagte Debuschewitz dem Tagesspiegel. 78 Millionen Mark soll der Abschnitt Hennigsdorf-Neuruppin insgesamt kosten, darin enthalten ist ein zweites Gleis zwischen den beiden Neuruppiner Stationen "Rheinsberger Tor" und dem etwas abseits des Stadtkerns gelegenen Hauptbahnhof. Ansonsten bleibt die Strecke weitgehend eingleisig. Die Station Rheinsberger Tor ist vor einem Jahr zu einem attraktiven "Bürgerbahnhof" saniert worden, mit Touristeninformation und Fahrradverleih. Für Reisende nicht zu bemerken, jedoch technisch ein Pilotprojekt, ist die Steuerung der Züge im "Funkfahrbetrieb". Das spart den Bau eines 14 Millionen Mark teuren elektronischen Stellwerks; die Triebwagen behalten dabei natürlich ihren Fahrer. Tempo macht die Bahn unter anderem dadurch, daß elf Bahnübergänge ganz abgeschafft und alle anderen gesichert werden. Denn auf Nebenstrecken werden die Züge vor allem durch Übergänge gebremst, die nicht mit Blinklichtern oder Schranken gesichert sind. Obwohl Autos grundsätzlich keine Vorfahrt haben, bremsen die Züge oft auf 10 Kilometer ab, manchmal muß der Schaffner sogar aussteigen und die Straße mit einer Flagge sichern - wie anno dazumal. Beschleunigt wird die Strecke auch durch die Stillegung einiger kaum frequentierter Haltepunkte. Der Regional-Expreß wird nur auf größeren Stationen halten, der Stadt-Expreß auf allen Bahnhöfen. Im zweiten Schritt wird der Prignitz-Expreß um 35 Kilometer bis Wittstock verlängert und ebenfalls für 120 km/h Spitze ausgebaut. Bei der dritten Ausbaustufe über Pritzwalk und Perleberg bis Wittenberge will die Bahn etwas abspecken. Diese 58 Kilometer sollen in etwas geringerem Standard saniert werden, das spart viel Geld. Durchgängig fertig sein könnte der Prignitz-Expreß im Jahr 2003 - wenn es keine neue Verspätung gibt.

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