zum Hauptinhalt

Berlin: Pro & Contra: Das Problem sind nicht die Stiefel

Nicht die Stiefel, die Gesinnung im Kopf ist das Problem! Zweifellos könnten sich Jugendliche und junge Männer ansprechender kleiden als ausgerechnet mit Springerstiefeln und Bomberjacken - die meisten tun das zum Glück ja auch.

Nicht die Stiefel, die Gesinnung im Kopf ist das Problem! Zweifellos könnten sich Jugendliche und junge Männer ansprechender kleiden als ausgerechnet mit Springerstiefeln und Bomberjacken - die meisten tun das zum Glück ja auch. Mir wäre es auch lieber, wenn solches Schuhwerk nebst der von seinen Trägern für passend gehaltenen Überbekleidung so aus der aktuellen Mode geriete wie sonstige Uniformen der Vergangenheit.

Aber was genau will man eigentlich verbieten? Textilien und Stiefel? Nein, man meint selbstverständlich die Gesinnung, die unter anderem mit Springerstiefeln und Bomberjacken zum Ausdruck gebracht wird. Gesinnung entzieht sich aber allen administrativen Regelungsversuchen. Es ist einigermaßen zwecklos, einer Menschen verachtenden Grundhaltung zu begegnen, indem man die Kleidung, mit der diese Haltung nach außen hin kodiert wird, per Ordnungsrecht in bestimmten öffentlichen Bereichen verbietet. Wohin soll das denn führen?

Die Hass- und Gesinnungskumpanei im Milieu faschistischer Schläger wird sich eher noch verfestigen, der gegenseitige ideologische Druck wird wachsen, wenn dem Tragen bestimmter Kleidungsstücke mit einem Mal die Aura des Verbotenen und Widerständigen zukommt. Jene Symbole werden dann völlig überflüssiger Weise aufgeladen.

Abgesehen davon, dass nicht jegliches Skinhead-Outfit automatisch auf rechtsextremen Gedankenmüll hindeutet, müsste darüber hinaus jede Schulverwaltung der gerade aktuellen Textilkodierung ständig im Detail hinterherlaufen - welche Farbe der Schnürsenkel beispielsweise weist ihren Träger nun tatsächlich als Schläger aus, was genau bedeutet die jeweilige Art der Verschnürung? Und so weiter. Man würde sich nur lächerlich machen.

Was Not tut, ist dagegen ein entschlossener Ausbau interkultureller Begegnungs- und Lernorte in allen Bereichen schulischen Lebens und eine entsprechende Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Sowohl Menschen verachtender Hass als auch Humanität und Aufgeschlossenheit finden im Kopfe statt. Nur dort können sie auch bekämpft oder gefördert werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false