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PRO & Contra: Mehr Geld aus touristischen Gründen für Mitte?

Diese Zeilen reichen nicht, um die Gründe für eine bessere finanzielle Ausstattung der City aufzuzählen. Die Straßen des Bezirks Mitte mit Tiergarten und Wedding sind seit der Wende Belastungen wie in keinem anderen Bezirk ausgesetzt.

Diese Zeilen reichen nicht, um die Gründe für eine bessere finanzielle Ausstattung der City aufzuzählen. Die Straßen des Bezirks Mitte mit Tiergarten und Wedding sind seit der Wende Belastungen wie in keinem anderen Bezirk ausgesetzt. Hier scheint sich alles zu treffen: Doppeldecker und Touristenbusse, PKW aus ganz Europa, dazu Lieferautos und Baufahrzeuge. Ja, die Bagger und die Kranwagen, die Betonmischer und die unzähligen Großlaster – mit geballter Wucht trifft diese Dauertortur seit 17 Jahren jene Straßen in der City, die schon vorher ziemlich marode waren. Ein Blick auf die einer Mondoberfläche ähnelnden Seiten- und Schleichwege wie Glinka-, Jäger-, Mauer-, Kronen-, Tauben- oder Mohrenstraße genügt, um darüber zu sinnieren, weshalb manch ein Dorfanger besser in Schuss ist als diese unmöglichen Pisten mit ihren Schlaglöchern und „Baustelleneinrichtungen“. Übrigens sind auch die „Linden“, dieses Prachtstück und Aushängeschild, nicht frei von Ecken und Kanten. Es stinkt und staubt: Unzählige Baustellen sorgen für Umwege um die Flickenteppiche rund um unsere gute Stube. Touristen lachen, hauptstadtwürdig ist das alles nicht. Aber wohl notwendig, wie der verschärfte Limousinenverkehr im Regierungsviertel, die Dauer-Sicherheitspräsenz und das ewige Tatütata der Polizeiautos mit Tempo 120. Mitte muss geholfen werden! Lothar Heinke

Von Rio de Janeiro über New York bis Paris haben die meisten Metropolen dieser Welt eines gemeinsam: Die Stadtzentren glitzern und schillern, aber viele Wohnquartiere außerhalb der City sind schäbig und arm. Warum sollte sich Berlin daran ein Beispiel nehmen? Die Mitte der Hauptstadt ist sowieso bevorzugt. Dort sitzen Regierung und Parlament, dort sitzen die Touristen im Café, dort eilen die Geschäftsleute von einem lukrativen Termin zum nächsten. Sogar ein Schloss wird in die Mitte gestellt.

Das ist auch alles gut, schön und richtig. Aber Berlin ist nicht nur ein Markenartikel mit blank geputztem Etikett. Es ist die Heimat von 3,5 Millionen Menschen, die sich in jedem Kiez einigermaßen wohlfühlen sollen. Mit ordentlichen Wohnungen, regelmäßig gepflegten Grünanlagen und Spielplätzen, mit befahrbaren Straßen und Radwegen. Das kostet Geld – und eine Regierung, die so viel Wert auf soziale Gerechtigkeit legt wie Rot-Rot, muss auch im städtebaulichen Bereich Chancengleichheit herstellen. Da haben die Bezirke, die gegen die finanzielle Bevorzugung der Stadtmitte protestieren, völlig recht. Das hat nichts mit Neid zu tun. Jeder Berliner ist stolz auf einen in der Abendsonne strahlenden Gendarmenmarkt. Es geht „nur“ um den Anspruch, dass Berlin eine überall funktionierende, menschenfreundliche Stadt bleibt. Ulrich Zawatka-Gerlach

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