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Pro & Contra: Mehr Geld für alle BVG-Mitarbeiter?

Die Gewerkschaft Verdi streitet sich mit der BVG darum, ob nur seit 2005 eingestellte Mitarbeiter oder alle mehr Geld bekommen sollen. Die BVG will nur denen mehr zahlen, die seit 2005 eingestellt wurden. Diese haben deutlich schlechtere Konditionen.

Pro

Man hat in einem Betrieb zwei Beschäftigtengruppen auf weit auseinander liegenden Gehaltsniveaus. Da liegt es nahe, wie jetzt bei dem BVG-Tarifkonflikt, zu sagen, die hohen Einkommen frieren wir erst einmal ein, die niedrigeren heben wir an. Das scheint dem Gerechtigkeitsempfinden zu entsprechen. Der Reflex ist verständlich, aber richtig ist er nicht; vor allem aber ist er den Betroffenen, die nicht mehr erhalten sollen, nicht zu vermitteln. Nicht nur die deutlich niedriger bezahlten, neueingestellten Bus-, Straßenbahn- und U-Bahnfahrer sollten also mehr Geld verdienen dürfen, sondern ebenso diejenigen, die schon seit vielen Jahre dem Betrieb angehören. Sie haben das letzte Mal vor ungefähr fünf Jahr mehr Geld gesehen, haben nun real also weniger in der Tasche als damals. Es kann nur den Betriebsfrieden stören, wenn lediglich ein Teil der Arbeitnehmer jetzt Einkommensverbesserungen erhalten soll, selbst wenn diese Beschäftigten im bisherigen Gehaltsgefüge durchaus erheblich benachteiligt sind. Dieses Ungleichgewicht muss man natürlich berücksichtigen. Es sind doch durchaus gestaffelte Einkommenserhöhungen möglich, das ist nichts neues. Natürlich ist dies eine schwierige Sache, die professionelle Verhandler auf beiden Seiten erfordert. Aber die werden sich doch bei BVG und Senat einerseits sowie bei Verdi andererseits finden lassen.

Contra

Rund 660 Euro – so groß ist der Unterschied im Einkommen zwischen einem BVG-Mitarbeiter, der vom Sicherungsausgleich profitiert, und einem nach 2005 eingestellten Beschäftigten. Das ist happig und führt zu Unzufriedenheit; besonders dann, wenn die Kollegen die gleiche Arbeit verrichten. Sechs Prozent mehr Gehalt für diese benachteiligten Mitarbeiter hat der Senat angeboten.Verdi macht trotzdem Krawall mit ihrer 12-prozentigen Lohnforderung für alle und überfällt die Stadt mit einem Warnstreik ohne Vorwarnung.

Wem ist nicht mehr Geld zu gönnen für einen harten Job. Busfahrer und Tram-Mitarbeiter arbeiten im Schichtdienst, verrichten ihre Arbeit bei Wind und Wetter und bekommen es zuweilen mit Schlägern zu tun. Aber im armen Berlin haben Hunderttausende in den vergangenen Jahren auf Geld verzichten müssen, auch die 120 000 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Und in der privaten Wirtschaft beneiden viele die BVG-Mitarbeiter: diese haben einen Kündigungsschutz bis 2020 und auch die Konkurrenz privater Fuhrunternehmen ist bis 2020 ausgeschlossen. Ja, es ist richtig; auch die langjährigen BVG-ler mussten 2005 auf sechs Prozent Gehalt verzichten – arbeiten seitdem aber auch kürzer. Mehr Geld nur für die schlechter gestellten BVG-ler – das soll unzumutbar sein? Ein wenig Solidarität kann man auch von Gewerkschaftern erwarten.

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