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Berlin: Pro & Contra: PRO von Anette Kögel

Es gibt Dinge, über die man ungern spricht. Unfassbares wie Kindesmissbrauch, zum Beispiel.

Es gibt Dinge, über die man ungern spricht. Unfassbares wie Kindesmissbrauch, zum Beispiel. Wenn die Medien darüber berichten, bringen sie Sexualverbrecher dann erst auf die Idee? Nein. Die Täter handeln oft irrational, das Verschweigen solcher Fälle würde nichts verhindern. Oder: Soll die BVG aus Angst vor Nachahmung verheimlichen, wenn sich ein Mensch vor den einfahrenden Zug stürzt? Wer sich auf diese Weise umbringen will, tut es, ob die Verkehrsbetriebe es nun veröffentlichen oder nicht. Helfen können nur Freunde und Familie, wenn sie vorher Warnsignale ernst nehmen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht, auch von diesen Realitäten zu erfahren, und die Medien müssen sie dokumentieren, bilanzieren. Tabus bringen nichts, denn auf diese Weise wird nur die Wirklichkeit verfälscht.

Zum Thema Ted: Sollen Berlins Kliniken über abgegebene Babys informieren? Aus diesem Grund dürfen auch Krankenhäuser keine Findelkinder in der Babyklappen-Krippe totschweigen. Damit die Öffentlichkeit weiß, in welchem Maße Frauen persönlich und gesellschaftlich leiden. Damit nicht wieder mehr Neugeborene sterben müssen, weil die Mutter es mangels Information umbringt. Ohne Not durchtrennt keine Frau die Nabelschnur zwischen sich und ihrem Kind so radikal.

Nur, weil Krankenhäuser veröffentlichen, dass ein weiteres Kind im Bettchen liegt, ist die Anonymität der Mutter doch nicht gefährdet. Künftig sollte nicht nur ein Krankenhaus, sondern es sollten alle betreffenden Kliniken über abgegebene Babys berichten, damit auch diese Fälle sozialer Not in der Stadt nicht länger in der Grauzone bleiben.

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