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Pro & Contra: Rauchverbot bis zum Sommer ignorieren?

Erst ab Juli werden Bußgelder erhoben. Deshalb ignorieren viele das neue Gesetz. Welche Haltung sollte man einnehmen?

Pro

In manchen Ländern ist es Frauen verboten, ihre Haare in der Öffentlichkeit zu zeigen. Andernorts ist es Männer verboten, Männer zu lieben. Wieder anderswo ist es allen verboten, auf der Straße Alkohol zu trinken. Verbote gibt es viele auf der Welt.

Aber nur zwei Gründe gibt es, sich an ein Verbot zu halten: Einsicht in seinen Sinn; Angst vor der Polizei. Da das Rauchen in Kneipen bis 1. Juli nicht bestraft wird, braucht man sich vor Bußgeld nicht zu fürchten. Bliebe der andere, ethisch ohnehin vorzuziehende Grund, im Lokal nicht zu rauchen: Weil so die Gesundheit anderer Gäste geschont wird, wenn man das Interesse an der eigenen schon hintanstellt. Doch was, wenn diese anderen ebenso finster gesonnen sind, sich zugunsten von Genuss und Sucht zu schädigen? Wenn die allgemeine Befolgung des Rauchverbots bedeutete, alle gegen ihren Willen vor etwas zu bewahren, das ihnen ja im Gegenteil sehr angenehm ist!

Genau dies aber ist die paradoxe Situation in Eckkneipen. Und sage niemand, dass doch auch die armen Nichtraucher gerne irgendwo gemütlich ihr Bier trinken wollen. Dafür haben sie inzwischen wahrlich genug Orte: alle Restaurants, Cafés, Bars und auch Kneipen, deren Wirte den Qualm nicht mehr dulden.

Sich aber in Eckkneipen voller Raucher ans Rauchverbot zu halten, ist unsinnig. Und wie das ab 1. Juli mit der Polizei wird – mal sehen. Holger Wild

Contra

Vielleicht ist es an der Zeit, den „militanten Nichtraucher“ mal etwas genauer zu betrachten. Der zeichnet sich dem Namen nach durch militantes Nichtrauchen aus. Raucht nicht, und das auch noch militant. Klingt unsinnig? Ja, eben. Es gibt ihn nicht. Er ist eine Erfindung jener Leute, die nicht akzeptieren können, dass andere ihr Gequalme ekelhaft finden, zumal sie es in Haaren, Kleidung und Lunge zwangsweise mit nach Hause nehmen müssen. Der Nichtraucher dagegen schädigt den Raucher nicht, er belästigt ihn höchstens durch seine Anwesenheit. In Erkenntnis dieser Lage hat die Verwaltung nun also mühsam ein Gesetz geboren. Jetzt ist es endlich da – und wird von einigen allein deshalb ignoriert, weil bei Verstößen nichts zu befürchten ist. Mit der gleichen Einstellung wird gerast, wo niemand kontrolliert und Müll weggeworfen oder der Hund kacken gelassen, wo niemand einschreitet. Man macht, was man will, nur weil man nicht bestraft wird. Das ist unanständig und eine Art von Egoismus, die in einer Stadt von dreieinhalb Millionen Menschen fehl am Platze ist. Jeder ist für Rücksicht dankbar. Wenn eine Verwaltung so kulant ist, nicht vom ersten Tag an Geldstrafen zu kassieren, ist das auch eine Form von Rücksicht – eine, die man sich öfter wünscht. Endlich mal ein Vertrauensvorschuss. Wer ihn verspielt, muss beim nächsten Mal eben wieder gegängelt werden. Stefan Jacobs

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