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Friedrichstadtpalast

© dpa

PRO & Contra: Soll der Friedrichstadtpalast eine Finanzspritze bekommen?

Der Friedrichstadtpalast braucht eine kräftige Finanzspritze. Soll der Senat einen 3,5-Millionen-Euro-Kredit bereitstellen? Ein Pro & Contra.

Na klar doch. Der Friedrichstadtpalast verdient das 3,5-Millionen- Euro-Darlehen vom Senat. Warum sollte man das Revuetheater jetzt in die Pleite schicken, wo es auf gutem Weg ist, wieder ein wirtschaftliches Unternehmen zu werden? Die Zahlen sind geprüft, das Konzept des neuen Intendanten ist überzeugend. Die Zahl der Besucher ist zwar deutlich zurückgegangen, aber trotzdem liegt der Friedrichstadtpalast weiter in der Spitzengruppe bei den Besucherzahlen in den landeseigenen Theater- und Orchesterbetrieben. So „out“ kann das angebotene Programm also gar nicht sein. Hinzu kommt, dass sich das Haus mit seiner Kinderrevue auch um den Nachwuchs kümmert, wobei die Eltern nur zehn Euro im Monat für die Ausbildung ihrer Sprösslinge zahlen müssen, die sowohl aus dem Ost- wie dem Westteil der Stadt kommen. Das Image, ein überkommenes Objekt der DDR zu sein, hat das Haus längst abgelegt. Würde man das Darlehen jetzt ablehnen und den Friedrichstadtpalast aufgeben, wären zudem auch die bisher gewährten Subventionen für die Katz gewesen. Und was sollte dann aus dem Gebäude werden? Abreißen und etwas Neues bauen? Noch ein leerstehendes Bürohaus oder gar ein weiteres Hotel? Nein; das Geld aus dem Darlehen ist gut angelegt. Und selbst wenn aus dem Kredit ein nicht-rückzahlbarer Zuschuss werden sollte, bricht die Welt nicht zusammen. Bei der Flughafengesellschaft ist ein solches Verfahren übrigens üblich. Klaus Kurpjuweit

Hey, klar, wer sollte gegen die schönen Beine der Tänzerinnen etwas haben? Mögen sich noch hunderte Busladungen von Recklinghauser Rentnern daran erfreuen. Doch sollen sie für dieses Vergnügen dann bitte selbst bezahlen. Der Friedrichstadtpalast ist sicher etwas Besonderes und auch sehr traditionsreich, außerdem Europas größtes Revuetheater, jaja. Dem wird doch auch Rechnung getragen, denn er bekommt jedes Jahr 6,1 Millionen Euro aus dem Steuersäckel als Subvention.

Andere kriegen gar nichts, etwa der Wintergarten, die Bar jeder Vernunft oder auch der Admiralspalast. Nun sollen noch 3,5 Millionen Euro zusätzlich her – sind die Beine und das gebotene Programm im Friedrichstadtpalast denn so viel wertvoller als das, was andere Bühnen bieten, ohne dafür den Steuerzahler zu belasten? Die Besucherzahlen sind eingebrochen, trotz der vielen Reisebusse. Auch andere Theater leiden darunter – und müssen allein aus der Krise finden. Vielleicht hat sich das Varieté als Kunstform auch einfach überlebt. Dann würde ständig mehr Geld benötigt, um den Niedergang zu stoppen.

Das kann nicht die Lösung sein. Vom Steuerzahler sollte höchstens noch die Jugendarbeit, die der Friedrichstadtpalast leistet, gesponsert werden, damit nicht nur die Kinder der Reichen Zugang zu Musik und Ballett haben. Aber das Entertainment für Erwachsene sollten die bezahlen, die es sehen möchten – und nicht wir alle. Fatina Keilani

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