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Spaß oder Nerverei? Hier ertönen die Vuvuzelas in Schwarz-Rot-Gold beim Public Viewing am Bundespressestrand. Die einen empfinden ihren Sound als als aggressives Gesumse eines Wespen- oder Hornissenschwarmes, die anderen haben ihr Vergnügen bei dieser afrikanischen Variante der LaOlawelle. Foto: dpa

© dpa

Pro & Contra: Soll die Vuvuzela in Berlin verboten werden?

Bei vielen Public-Viewing-Veranstaltungen in Berlin sind Vuvuzelas noch erlaubt. Andere Städte haben sie schon untersagt. Was meinen Sie? Soll die Tröte auf Berliner Fanfesten verboten werden? Diskutieren Sie mit.

An Vergleichen mangelt es nicht: Die Vuvuzela sei lauter als eine Kettensäge, heißt es. Schlimmer als Rennwagen und Presslufthammer. Ja, sogar lauter als ein startender Düsenjet. Jetzt behauptet ein Aalener Hörakustik-Professor, die Tröte könne bei kräftiger Bedienung sogar bis zu 160 Dezibel laut werden – bei dem Schallpegel zerbersten sonst Fenster!

Fast täglich haben sich in dieser Woche neue Experten zu Wort gemeldet und vor der Gefährlichkeit der Plastiktröten gewarnt. Dass sie zu Tinnitus oder sogar Hörverlust führen können, bezweifelt inzwischen keiner mehr. Viele Public-Viewing-Veranstalter haben reagiert und die Vuvuzelas von ihrem Gelände verbannt: Beim Fanfest vorm Olympiastadion müssen sie ebenso am Eingang abgegeben werden wie beim Astra Kulturhaus und in der Treptower Arena. Woanders sind die Blasinstrumente aber noch erlaubt – und werden auch zahlreich eingesetzt. Am Bundespressestrand in Mitte, wo bei Deutschlandspielen bis zu 3000 Zuschauer feiern, wurden an manchen Tagen bereits 100 Tröten gezählt, vor allem Kinder und Jugendliche bringen sie mit. „Im Moment ist es aber noch auszuhalten“, heißt es beim Veranstalter. „Es wird ja zum Glück nicht 90 Minuten getrötet, sondern nur bei Toren und großen Chancen.“

Im Haus der Kulturen der Welt kommen die Tröten besonders zahlreich bei Spielen mit afrikanischer Beteiligung zum Einsatz. Viele Vuvuzelas wurden extra von der südafrikanischen Botschaft gestellt – im Haus an der John-Foster-Dulles-Allee feiern die Botschaftsmitarbeiter und deren Angehörige. Aber auch Deutsche bringen mittlerweile ihre Blasinstrumente mit. Eine Sprecherin nennt die Geräuschkulisse vor der Leinwand zwar „häufig sehr, sehr laut“, aber auch „zur Fröhlichkeit passend“.

Andere deutsche Städte haben drastische Maßnahmen ergriffen. In Köln, Greifswald, Chemnitz und Zwickau wurden die Geräte von sämtlichen Public-Viewing-Veranstaltungen verbannt. Weitere werden folgen. In Berlin könnte die Senatsverwaltung ein stadtweites Verbot durch eine Allgemeinverfügung oder eine Rechtsverordnung durchsetzen. Dies ist aber nicht geplant, die Senatsverwaltung für Gesundheit spricht sich ausdrücklich gegen ein grundsätzliches Verbot aus.

So könnte es sein, dass die jetzt gekauften Vuvuzelas auch nach der Weltmeisterschaft weiter zum Einsatz kommen – in den Stadien der Berliner Vereinsmannschaften. Hertha BSC etwa sieht derzeit keine Notwendigkeit, über ein Verbot nachzudenken. „Wir sehen ja, dass in Deutschland die Vuvuzela bei den Fans nicht gerade auf eine große Zustimmung trifft – ganz im Gegenteil“, sagt Hertha-Sprecher Gerd Graus. „Wir glauben, dass die Fans in Deutschland ihre eigene Fan-Kultur weiter pflegen wollen.“

Beim Fanfest am Olympiastadion war man nicht so optimistisch. Weil die Veranstalter vorab vor der Lautstärke der Vuvuzelas gewarnt wurden, sammeln die Ordner hier schon seit Turnierbeginn alle Tröten ein. Schließlich musste sich das Fanfest aus Rücksicht auf die Anwohner verpflichten, strenge Grenzwerte einzuhalten. Bei Deutschlandspielen sind allerdings fünf Dezibel mehr erlaubt, so steht es in der Genehmigung der Gesundheitsverwaltung.

Neben dem Lärm haben Wissenschaftler inzwischen weitere Gründe gefunden, warum man von Vuvuzelas besser die Finger lassen sollte. Bei Asthmatikern könne das Blasinstrument zu einer Atemwegsverengung führen, warnt ein deutscher Lungenexperte. Und aus der Londoner „School of Hygiene & Tropical Medicine“ heißt es, die beim Tröten ausgestoßene Menge an kleinen Tröpfchen erleichtere die Verbreitung von Grippeviren. Trotz allem wächst aber auch in Deutschland die Zahl der Vuvuzela-Fans. Oliver Kahn will nächsten Mittwoch sogar die Nationalhymne darauf spielen.

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