zum Hauptinhalt

PRO & Contra: Soll es ein Fanfest auf dem Alex geben?

Ich weiß: Da wollen irgendwelche Leute nur das große Geld verdienen. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein paar fußballresistente Fahrgäste fluchen werden, wenn sie etwas mehr Zeit einplanen müssen.

Von Sandra Dassler

Ich weiß: Da wollen irgendwelche Leute nur das große Geld verdienen. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein paar fußballresistente Fahrgäste fluchen werden, wenn sie etwas mehr Zeit einplanen müssen. Aber trotzdem: Wenn die Begeisterung bei der EM nur halb so groß ist wie bei der WM vor zwei Jahren, dann sollte Berlin das in Kauf nehmen. Erinnern Sie sich noch? Nie war die Stadt so heiter und weltoffen wie im Frühsommer 2006. Das lag in erster Linie an der tollen Stimmung auf den Fanfesten. Von überall her kamen die Anhänger und feierten – oft sogar unabhängig davon, ob ihre Mannschaften verloren oder gewannen. Dass die Spiele diesmal nicht im eigenen Land stattfinden, spricht eher für als gegen die Meile auf dem Alex. Gemeinsam mit anderen jubelt es sich nunmal besser als allein vor dem heimischen Fernseher. Und dass das Ansehen der BVG wegen der Beeinträchtigungen im Straßenbahnverkehr eventuell Schaden nehmen könnte – herrje! Die Berliner Fahrgäste haben den Streik weggesteckt, ohne etwas dafür zu bekommen. Da werden sie doch wohl ein paar Umleitungen tolerieren, wenn sie dafür endlich wieder gemeinsam die Tore unserer Jungs bejubeln können. Das ist überhaupt das allerwichtigste Argument für die Alex-Fanmeile: Sie würde von Anfang an stattfinden und nicht erst mit den Halbfinalspielen. Zwar traue ich der Löw-Elf einiges zu – aber sicher ist sicher. Sandra Dassler

Grob und klotzig ist der Alexanderplatz, aber doch ein ganz sensibler Kandidat. Zu sensibel für eine Fanmeile. Seit Jahren wird von ihm erwartet, was er nur langsam erfüllen kann. Er wächst zur stadtweit akzeptierten Einkaufsstätte heran, wird durch ein neues Gebäude, das gerade errichtet wird, etwas enger und intimer – auch bürgerlicher. Der Alex lockt inzwischen Menschen an, die früher den großen Bogen um ihn machten, weil sie nicht ständig angebettelt und belästigt werden wollten. Der Platz wird ansprechender, auch für Touristen. Ihn nun für zwei Wochen, sozusagen zum Anwärmen für die richtige Fanmeile, zum Feiern herzurichten, ist eine riskante Sache. Zum einen, weil er für die erwarteten Fanmassen zu klein ist. Zum anderen haben Polizei und BVG Sicherheitsbedenken, auch der Senat ist skeptisch. Der Alex ist einer der größten Verkehrsbrennpunkte der Stadt mit zig U-Bahn-Zugängen, mit zig kreuzenden Straßenbahnlinien. Ihn nachmittags und abends während der Übertragungen für die Straßenbahnen zu sperren und Berufstätigen, die ihn morgens passieren, abends umständliche Umleitungen abzuverlangen, wäre eine verkehrspolitische Zumutung. Geguckt, gefeiert und geärgert werden sollte sich ausschließlich auf der Straße des 17. Juni, sie ist meilenweit erprobter. Der Alexanderplatz ist ein sensibles Pflaster, für Experimente zu schade.Christian van Lessen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false