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PRO & Contra: Sollen Trams an Kreuzungen und Ampeln bimmeln?

Straßenbahnen sind einfach toll. Sie donnern, ach was!

Straßenbahnen sind einfach toll. Sie donnern, ach was!, gleiten durch die Stadt, rollen völlig entspannt vorbei am dichten Autostau. Und als Fahrgast muss man auch keinen Hörsturz fürchten wie etwa in der U 2, die brutal laut in den Kurven vor sich hinquietscht.

Straßenbahnen sind aber auch eine Katastrophe. Sie rollen schnell am Stau vorbei, und wer sich als Fußgänger erst durch die dichten Autokarawanen geschlängelt hat, muss höllisch auf die gelben Ungetüme aufpassen, die da plötzlich vorbeischießen. Straßenbahnen sind 31 Meter lang und 2,4 Meter breit und mehr als 3 Meter hoch. Sie sind schwer zu übersehen – dank der wunderbaren Technik aber nun einmal leider zu überhören. Und wir wissen: Wer nichts hört, erwartet selten eine Gefahr – und guckt sich somit auch nicht vorsichtig um.

Keinem Menschen, schon gar nicht älteren, ist ein Vorwurf zu machen, dass er irgendwann schlechter hören oder auch sehen kann. Das Dilemma ist: Straßenbahnfahrer können nur beschleunigen oder bremsen, niemals aber gefährlichen Situationen ausweichen. Und wer nicht ausweichen kann, muss auf sich aufmerksam machen im Straßenverkehr.

Der Krach ärgert vielleicht ein paar Leute. Aber wenn Warnsignale schlichtweg Leben retten können – wer will schon ernsthaft dagegen sein? André Görke

Wir haben noch lange nicht Frühling. Doch der Vorschlag, Berlins Trams künftig als tönende Bimmelbahnen durch die Stadt zu schicken, erinnert sehr an einen Aprilscherz. Es kann doch nicht wahr sein, dass da jahrzehntelang in Flüstergleise und leise Motoren investiert wird und man nun all diese Bemühungen um schallgedämpften Verkehr ad absurdum führen will. Mal im Ernst: Diejenigen, die teils nicht mitdenken und als Verkehrsopfer gefährdet sind – nämlich ältere Menschen –, hören ohnehin oft schlecht. Kinder könnte das Gebimmel von noch ganz anderen Gefahren ablenken. Und all jene, die die Hauptstadt mit ohnehin oft über den Grenzwerten liegenden Dezibeldaten bereits krank macht, sollen nun nur noch mit Ohrenschützern auf die Straße? Ganz abgesehen davon, dass die Tramfahrer schon jetzt in Notfällen Signal geben können. Es stimmt ja: Viel zu häufig verunglücken Fußgänger oder Autofahrer, weil sie Bahnen übersehen oder rasch wenden wollen, wo es verboten ist. Dass immer wieder Menschen unter eine Bahn geraten, liegt auch an nicht synchron geschalteten Ampeln. Man wägt sich in falscher Sicherheit, wenn die Fußgängerampel Grün zeigt – jene an den Gleisen aber Rot. Damit muss Schluss sein. Und mit der Idee, Straßenbahnen zu dröhnenden Techno-Trams zu machen. Annette Kögel

André Görke

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