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Berlin: Professionelle Betrüger prellen Ebay-Kunden

Faule Geschäfte bei Internet-Auktionen sind inzwischen Alltag für Ermittler. In Berlin wurde jetzt ein Täter zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt

Die Kunden saßen in Berlin, Hamburg, Mannheim, Frankfurt oder Wien. Sie interessierten sich für Handys oder Playstations, die der Mann aus Spandau über das Internet-Auktionshaus Ebay anbot. Nach dem Zuschlag und den überwiesenen Geldern aber warteten die Käufer vergeblich auf Ware. Das brachte den 25-jährigen Özgür A. gestern vor das Berliner Landgericht. Rund 90 Fälle listete der Staatsanwalt auf. Zwischen November 2001 und Juli 2003 soll der einschlägig vorbestrafte A. insgesamt etwa 30000 Euro erschwindelt haben. Die Kunden zahlten auf sein Konto und Konten anderer Personen, die dem Angeklagten ihre Bankverbindungen ahnungslos zur Verfügung gestellt haben sollen. Als die Geprellten auf die Barrikaden gingen und Ermittlungen gegen A. anliefen, schwieg er zu den Vorwürfen. Im Prozess machte er die Sache kurz und legte ein pauschalesGeständnis ab.

Betrügerische Geschäfte in der virtuellen Welt sind inzwischen Alltag für die Ermittler. Oft geht es um Elektronik, die Kunden im Internethandel ersteigern, aber nie bekommen. Vor vier Monaten waren es Konzertkarten, die einen Koch wegen Betruges zu Lasten von Ebay-Kunden vor das Berliner Landgericht brachten.

Im Falle von Özgur A. gingen die Richter von schwerem Betrug aus. Er habe sich ein regelmäßiges Einkommen verdienen wollen, begründeten sie. Während der „einfache“ Betrug mit Strafen bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden kann, geht es bei einem gewerbsmäßigen Vorgehen um Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren. Für Özgür A. sprach nun sein Geständnis, das dem Gericht eine monatelange Verhandlung ersparte. Wegen schweren Betruges in 88 Fällen wurde er zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Beim größten mutmaßlichen Ebay-Betrug, der die Berliner Justiz beschäftigt, soll ein 31-Jähriger 500 Opfer um etwa 450000 Euro geprellt haben. Im Juni 2004 wurde Anklage gegen den Mann ohne festen Wohnsitz erhoben, der aus Potsdam stammt. Von Anfang 2002 bis 2003 soll er unter Aliasnamen teures Computerzubehör und Digitalkameras versteigert haben, ohne zu liefern. Damit die Masche funktioniert, habe auch er arglose Dritte dazu gebracht, Konten auf ihre Namen einzurichten und ihm Vollmachten dafür zu erteilen. Berlins Justizpressestelle hatte sich gestern zunächst nicht an ihre Mitteilung vom Juni erinnert und konnte auf Nachfrage nichts über den aktuellen Stand des Verfahrens sagen. Ebay-Sprecherin Maike Fuest nennt solche Betrügereien „absolute Einzelfälle – denn sonst wäre Ebay nicht so erfolgreich“. Genaueres über die Häufigkeit konnte sie allerdings nicht sagen.

Betrug ist die häufigste Internet-Straftat, heißt es bei der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Internet-Kriminalität in Cottbus, der einzigen ihrer Art in Deutschland. Die Zahl der Verfahren stieg in Deutschland von 200 im Jahr 2001 auf fast 500 in 2003. Die Gesamtzahl für 2004 liegt noch nicht vor, aber bereits im August waren 300 Verfahren anhängig. Rund 60 Prozent entfielen auf Betrug.

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