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Opti-Segler auf dem Großen Müggelsee.

© Jens Kalaene/dpa

Protest gegen Naturschutz-Verordnung: Müggelsee-Vereine wollen gegen Senat klagen

Die Wassersportvereine im Südosten kämpfen gegen eine neue Naturschutzverordnung. Die neue Umweltsenatorin hat schon einen Beschwerdebrief auf dem Tisch.

Seit Monaten ist es mit der Ruhe am Großen Müggelsee dahin. Die Wassersportler in Treptow-Köpenick laufen Sturm gegen eine geplante Verordnung zur Ausweisung eines Natur- und Landschaftsschutzgebietes auf dem See. Der bislang zuständige Senator Andreas Geisel (SPD) versuchte vergeblich zu vermitteln, jetzt soll seine Nachfolgerin in Sachen Umwelt, Regine Günther (parteilos, für Grüne), es richten. Gerade ein paar Tage im Amt, hat sie schon einen Brief vom Bezirkssportbund Treptow-Köpenick auf dem Tisch – mit der klaren Ansage, man werde gegen die Verordnung klagen, sobald sie in Kraft getreten sei.

Das geht ganz einfach: Regine Günther müsste sie nur unterschreiben. Andreas Geisel scheute davor zurück, denn dem Protest der Segler und Ruderer haben sich auch viele Politiker aus dem Bezirk angeschlossen. Die Wassersportler befürchten, die Verordnung werde den Regattabetrieb erheblich behindern, große Teile des Sees zu einer „menschenfreien“ Zone machen.

Wasservögel und Wassersport vertragen sich nicht, sagen Naturschützer

Geisel hat zwar schon mehrmals schriftlich versichert, „muskel- und windgetriebene Wasserfahrzeuge“ könnten weiterhin ihre Bahnen ziehen, Regatten und Schwimmveranstaltungen müssten nicht gesondert vom Bezirk genehmigt werden, doch der Sportverband blieb skeptisch. Als bei einem Treffen mit Geisel eine „Abschlusserklärung“ zur geplanten Verordnung unterzeichnet werden soll, kommt es zum Eklat. Der Bezirkssportbund verweigert die Unterschrift, weil in dem Papier eben doch nicht von einem uneingeschränkten Regatta- und Freizeitbetrieb die Rede ist.

Segeln und Rudern seien nur dann erlaubt, wenn sie „schutzzweckverträglich“ sind. Weiter heißt es: „Den größten potenziellen Konflikt zwischen einem Schutzgut und einer Nutzung gibt es zwischen rastenden Wasservögeln und dem Wassersport.“ Besonders problematisch seien Segler und Surfer, weil sie wegen der flatternden Segel die Tiere aufscheuchten. Spätestens jetzt ist für die Segler klar: Was der Senator sagt, interessiert die amtlichen Naturschützer nur begrenzt. „Unseres Erachtens verdichten sich die Anzeichen einer konzertierten Aktion der Umwelt- und Naturschutzämter in der Hauptverwaltung und den Bezirken“, sagt der Vorsitzende des Bezirkssportbundes, Walter Kaczmarczyk.

Steg-Streit in Spandau lässt die Segler aufhorchen

Als Indiz sieht der Sportfunktionär den aktuellen Streit um eine Steganlage in Spandau. Der Spandauer Yacht-Club darf seine Steganlage nur weiterbetreiben, wenn er auf Strom- und Wasserleitungen verzichtet. Auch das Übernachten auf den Booten sei nicht zulässig. „Der Irrsinn geht weiter“, kommentiert der Bezirkssportbund Treptow-Köpenick den Fall. Auch für die Gewässer im Südosten werkelt das Bezirksamt an einer neuen „Steganlagenkonzeption“, und die Vereine sowie private Stegbetreiber vermuten nichts Gutes dahinter.

Bislang werde erstmal der Bestand genau ermittelt, heißt es, denn nicht alle Stege wurden mit behördlicher Genehmigung errichtet. Anschließend sollen Bewertungskriterien festgelegt werden. „Erst auf dieser Grundlage können positive oder müssen auch negative Entscheidungen getroffen werden“, erklärte Umweltstadtrat Bernd Geschanowski (AfD), auf eine Kleine Anfrage.

Das Umweltamt könne den Stegbetreiber auch verpflichten, ein Gutachten zur Naturverträglichkeit der Anlage in Auftrag zu geben. Die Linken-Fraktion in der BVV fordert inzwischen: Wenn schon Gutachten, dann sollte die Allgemeinheit dafür bezahlen. In Sachen Müggelsee-Naturschutz läuft eine Online-Petition mit bislang 1550 Unterstützern. Senatorin Günther werde sich „demnächst mit der Problematik beschäftigen“, erklärte eine Sprecherin. Die politische Quereinsteigerin gilt als ausgewiesene Klima- und Umweltschutzexpertin.

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