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Berlin: Protest gegen Rechts: Schaufenster verhüllt, Rollläden runter, Licht aus

Verdunkeln gegen Rechts: Knapp eine Woche vor dem geplanten Marsch von NPD und Neonazis über den Kurfürstendamm wird eine bislang einmalige Protestaktion vorbereitet. Mit verhüllten Schaufenstern, heruntergelassenen Rollläden und dunklen Ladenlokalen wollen Geschäftsinhaber am 3.

Von Frank Jansen

Verdunkeln gegen Rechts: Knapp eine Woche vor dem geplanten Marsch von NPD und Neonazis über den Kurfürstendamm wird eine bislang einmalige Protestaktion vorbereitet. Mit verhüllten Schaufenstern, heruntergelassenen Rollläden und dunklen Ladenlokalen wollen Geschäftsinhaber am 3. Oktober demonstrieren: "Wir zeigen den Nazis die kalte Schulter". So lautet das Motto eines Aufrufs, den der Gesamtverband des Einzelhandels Land Berlin, der Handelsverband LAG Berlin-Brandenburg, die Arbeitsgemeinschaft City, die Kurfürstendamm-Gesellschaft und die Dienstleistungsgewerkschaft verdi unterzeichnet haben.

Der Protest wird sich über Kurfürstendamm und Tauentzienstraße erstrecken. "Wir berauben bewusst einen der größten Boulevards Deutschlands seines Glanzes", sagte gestern Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes des Einzelhandels Land Berlin, dem Tagesspiegel. Er betonte, "früh zugesagt haben KaDeWe, Wertheim, Peek & Cloppenburg und C & A".

Der Widerstand gegen die Nazi-Demonstration scheint diesmal eine Dimension anzunehmen, die weit über bisherige Proteste hinausgeht. Neben den Einzelhändlern melden sich auch zahlreiche Prominente zu Wort. Unter dem Aufruf der "Berliner Initiative: Europa ohne Rassismus" zu einer Kundgebung am 3. Oktober an der Ecke Nürnberger/Tauentzienstraße stehen als Erstunterzeichner unter anderem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), die Senatoren Wolfgang Wieland (Grüne), Peter Strieder und Klaus Böger (beide SPD), der Präsident des Abgeordnetenhauses Reinhard Führer (VDU), die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Renate Künast (Grüne) sowie weitere Politiker von SPD, Grünen, PDS und FDP. Die CDU ist nur mit wenigen Namen vertreten. Den Aufruf unterstützen auch die Schauspielerin Iris Berben, der Rockmusiker Udo Lindenberg und die Initiative "Gesicht zeigen", die der Sprecher der Bundesregierung, Uwe-Karsten Heye, sowie der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, leiten.

Die linke Szene mobilisiert ebenfalls. Unter der Überschrift "Hass auf Deutschland" kündigt die Antifaschistische Aktion Berlin zusammen mit dem Bündnis "Gemeinsam gegen Rechts" Veranstaltungen auf dem Lehniner und dem Olivaer Platz an. Dem Aufmarsch der Neonazis werde "offensiver antifaschistischer Widerstand entgegengesetzt", heißt es in dem Flugblatt. Bei den rechtsextremen Demonstrationen in Berlin hatte zumeist junge Linke jedes Mal mit verbalem, teilweise auch gewaltsamem Protest versucht, die Neonazis zu stoppen - was Ende November letzten Jahres am Alexanderplatz auch gelang.

Unterdessen bereitet sich die Polizei auf den Großeinsatz vor. Ein Verbot des rechten Aufzugs wird in den Sicherheitsbehörden als eher unwahrscheinlich bezeichnet. Die NPD ist sich ihrer Sache sicher und rechnet laut Parteichef Udo Voigt nicht mehr mit 1000 Teilnehmern, sondern mit 1500.

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