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Berlin: Protest gegen Sarrazin in Potsdam

Linke Kundgebung bei Lesung geplant

Potsdam – Gegen den Auftritt Thilo Sarrazins am Donnerstag in Potsdam haben linke Gruppen eine Kundgebung unter dem Motto „Keine Toleranz für RassistInnen!“ angekündigt. Der Protest soll ab 18.30 Uhr vor dem Nikolaisaal an der Ecke Wilhelm-Staab-Straße/Yorckstraße stattfinden, teilte das Potsdamer Antikapitalistische Bündnis mit. Das Bündnis, das von verschiedenen linken Gruppen getragen wird, rechnet auch mit einer Beteiligung aus der linken Szene Berlins. Es werde „zu vielfältigen Protestaktionen rund um die Lesung“ kommen, hieß es.

„Mit unserer Kundgebung wollen wir deutlich machen, dass sich viele Menschen mit der rassistischen Rhetorik des Herrn Sarrazin nicht abfinden wollen“, so Sprecher Holger Zschoge. Unterstützung kommt auch vom Kreisvorstand der Potsdamer Linken: „Ein tolerantes Potsdam hat keinen völkischen Nachhilfeunterricht eines Rassisten in Nadelstreifen nötig!“, sagte Parteisprecher Sascha Krämer.

Nach Auskunft der Potsdamer Polizei hat das Bündnis eine Versammlung mit 150 Teilnehmern angemeldet habe.

Ab 20 Uhr stellt der Bundesbankvorstand und ehemalige Berliner Finanzsenator im Nikolaisaal sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ vor. Wegen der umstrittenen Thesen unter anderem zur Intelligenz verschiedener Einwanderergruppen wurden bereits mehrere Stationen der geplanten Lesereise abgesagt. In Potsdam hatte das Kulturzentrum Waschhaus die Lesung abgesagt. Das Brandenburgische Literaturbüro fand daraufhin im Nikolaisaal einen neuen Veranstaltungsort.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kritisierte die Absage des Waschhauses für die Sarrazin-Lesung: „Ich halte diese Entscheidung für falsch.“ Er verteidigte zugleich den Entschluss, einen städtischen Raum für die Lesung zur Verfügung zu stellen. Er teile die Auffassungen seines Parteifreundes Sarrazin nicht, halte die öffentliche Auseinandersetzung über dessen Buch jedoch für wichtig. Zu möglichen Protesten sagte Jakobs: „Meinungsfreiheit hört auch dann nicht auf, wenn sie zum Sicherheitsproblem wird.“ Jana Haase

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