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Der Berliner Bischof Markus Dröge wird 65. Zu seinem Geburtstag ein Rückblick auf sein bisheriges Schaffen.

© Mike Wolff

Protestant gegen Populismus: Berliner Bischof Dröge steht für politische Kirche und Reformgeist

Der Berliner Bischof Markus Dröge wird 65 Jahre alt. Ein Porträt über sein Wirken in der evangelischen Kirche und in der Politik.

Vom Potomac River in den USA hat ihn sein Lebensweg über den Rhein an Spree und Havel geführt: Seit 2009 leitet Markus Dröge in Berlin die evangelische Landeskirche als Bischof.

Er begibt sich mit Forderungen nach mehr Unterstützung für Flüchtlinge in die Öffentlichkeit und versucht, Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und der AfD Grenzen zu setzen. Nun feiert der promovierte evangelische Theologe einen Monat vor seinem Ruhestand seinen 65. Geburtstag.

„Ich war ein ganz normaler kleiner amerikanischer Junge“, hat Dröge einmal seine Kindheit beschrieben. Er wurde am 16. Oktober 1954 als Sohn eines Diplomaten in Washington D.C. geboren, er verbrachte er die ersten sieben Jahre seines Lebens in den US „Ich habe im Kindergarten Wahlkampf für Kennedy gemacht und ich kenne mich gut mit amerikanischen Süßigkeiten aus.“

Nach dem Studium in Bonn, München und Tübingen trat der Enkel eines SPD-Reichstagsabgeordneten 1983 in Koblenz seinen ersten theologischen Dienst als Vikar an. Er ist mit einer Zahnärztin verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

Auch mit Berlin ist Dröge bereits seit der Geburt verbunden. Seine Geburtsurkunde wurde vom Standesamt in Berlin ausgestellt. Kindheit und Jugend als Diplomatensohn mit Umzügen von Washington nach Bonn, Paris und Brüssel haben ihn dauerhaft geprägt.

Forderungen nach Reformen

„Alle drei bis vier Jahre kommt innere Unruhe in mir hoch“, hat er die Folgen einmal beschrieben. Dass er es trotzdem lange an einem Ort aushalten kann, hat er in den vergangenen Jahrzehnten als Superintendent in Koblenz und als Bischof in Berlin bewiesen.

Forderungen, die Kirche solle sich aus der Politik heraushalten, hat Dröge vehement von sich gewiesen. Christsein müsse ein „Christsein der Tat“ sein, sagte er einmal. Die Kirche müsse mit professioneller Diakonie „glaubwürdige Anwältin der Ausgegrenzten“ sein und mit Kritik und Hilfe einschreiten, wo Menschen durch Armut ihrer Würde beraubt würden. Und Politiker müssten dafür sorgen, „dass die Wirtschaft dem Leben dient“.

In den vergangenen Jahren hat sich der Berliner Bischof für Reformen in der unter sinkenden Mitgliederzahlen leidenden Landeskirche stark gemacht. Manche Arbeitsbereiche müssten künftig gemeinsam mit anderen Institutionen getragen werden, sagte er kürzlich in einem Interview. Darunter zum Beispiel die katholische Kirche und auch nichtkirchliche Träger. Ein gutes Beispiel dafür sei die Krankenhausseelsorge, die von den Krankenhausträgern mitfinanziert werde.

Berliner Bischof müsse politisch sein

Der Politik hat Dröge immer wieder die Leviten gelesen. Die gesetzliche Lage werde den Flüchtlingsproblemen nicht mehr gerecht. Humanitäres Engagement alleine, wie das der Kirchen, könne die Probleme nicht lösen, kritisiert Dröge: „Wir brauchen dringend eine stabile europäische Flüchtlingspolitik.“ Auch zur AfD hat der Bischof deutliche Worte gefunden: Der Rechtspopulismus sei ein „zivilisatorischer Rückschritt“, betont er. Die „Lügengebäude der Rechtspopulisten“ müssten mit klaren Worten entlarvt, die Menschenrechte und die Menschenwürde verteidigt werden.

Er habe gelernt, „dass es die Aufgabe des Berliner Bischofs ist, ein politischer Bischof zu sein“, sagte Dröge in einem Interview. Auch im Ruhestand wird er zunächst weiter dem Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands angehören und Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung bleiben. (mit dpa)

Yvonne Jennerjahn

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